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Einsatz für die Geburtsstation: Ein Hürdenlauf für die Zukunft

14.11.2024 / 19:45 Uhr — Redaktion Dormago - bs

Foto: Dormago - bs Susanne Huth, Michelle Rump, Erich Lierenfeld, Bernd Gellrich und Dr. Clemens Stock (v. li.) diskutierten über die geplante Schließung der Geburtsklinik in Dormagen
Susanne Huth, Michelle Rump, Erich Lierenfeld, Bernd Gellrich und Dr. Clemens Stock (v. li.) diskutierten über die geplante Schließung der Geburtsklinik in Dormagen
Mit Sicherheit wird der Einsatz zum Erhalt der Geburtsstation im Dormagener Krankenhaus kein "Spaziergang". Um das eingeleitete Bürgerbegehren erfolgreich umzusetzen, erfordert es auch einen großen persönlichen Einsatz der Mitstreiterinnen und Mitstreiter rund um die Initiatoren des Bündnisses #jazurgeburtsklinik Heinz Hilgers, Bernd Gellrich und Erik Lierenfeld. Dies wurde am Mittwochabend beim ersten Unterstützertreffen des Bündnisses in der Kulle deutlich. Gleichzeitig wurde jedoch auch klar, dass der Weg - trotz aller Hürden, - wichtig und richtig ist, um sowohl den Dormagener Familien als auch denen aus den angrenzenden Städten und Gemeinden die Möglichkeit zu geben, ihre Kinder ortsnah, sicher und gut betreut auf die Welt zu bringen.

Nach der Begrüßung durch Lierenfeld und Gellrich erläuterte Prof. Dr. Frank Bätge die gesetzlich vorgegebenen Schritte, an die das Bürgerbegehren gebunden ist. Das Ziel ist letztlich, dass der Kreistag seinen Vertreter in der Gesellschafterversammlung des Rheinland-Klinikums anweist, sich für die Erhaltung der Geburtsstation am Standort Dormagen einzusetzen (Gesellschafter des Klinikverbundes sind zu gleichen Teilen die Stadt Neuss und der Rhein-Kreis Neuss). Eine andere Möglichkeit der Einflussnahme auf die Pläne zur Neustrukturierung gibt es nicht. Aktuell bereitet der Kreis eine Kostenschätzung für den Fall vor, dass das Bürgerbegehren umgesetzt wird. Erst wenn diese vorliegt, können weitere Schritte wie das Sammeln von Unterschriften eingeleitet werden.

In der anschließenden Podiumsdiskussion mit Dr. Clemens Stock, Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe am Marienhospital Aachen, Michelle Rump, Landesvorsitzende des Hebammenverbands NRW, und Susanne Huth, Vorsitzende des Hebammen-Kreisverbands, wurde noch einmal deutlich, was die Verlegung der Geburtsstation und der Gynäkologie für die Bevölkerung bedeuten würde. Wie die beiden Hebammen berichteten, sei die Fluktuation in Dormagen gering und das Arbeitsklima gut, und das würde sich vorteilhaft auf das Wohl der Schwangeren und Gebärenden auswirken. Beide bestätigten, dass sie aus der Hackenbroicher Klinik, die sich gerade im Zertifizierungsprozess als "Babyfreundliches Krankenhaus" befinde, fast ausschließlich positive Rückmeldungen bekämen. Leider würde die geplante Schließung der Geburtsklinik bereits jetzt die Frauen verunsicheren.

Eines der stärksten Argumente gegen die Verlegung der Geburtsklinik ist die längere Anfahrt, wenn die Geburt einsetzt. Dr. Stock, ehemaliger Oberarzt der Gynäkologie am Elisabeth-Krankenhaus in Grevenbroich, berichtete, dass sich nach der Schließung der Geburtenstation in Grevenbroich die Zahl der Geburten in Rettungswagen verdreifacht habe: "Das ist kein Akt der Würde!" Rump forderte deutlich, dass man bei allen Einsparungen die Frauen im Blick behalten müsse, denn es gehe hier auch um die Versorgungsqualität der Familien.

Dass Geburten im Rheinlandklinikum zukünftig nur noch im Lukaskrankenhaus möglich sein sollen, hat natürlich finanzielle Gründe. Dr. Stock führte aus, dass Geburtsstationen aufgrund der geringen Fallpauschalen für komplikationsfreie Geburten praktisch nicht wirtschaftlich arbeiten könnten, wobei sich hier mittelfristig etwas zum Positiven verändern würde, wie Rump ergänzte. Investitionen in diesem Bereich seien deshalb auch nicht beliebt. Ein Teilnehmer zeigte sich verbittert: Ihm sei nicht klar gewesen, dass bei den Kindern nicht nur in Bildung und Betreuung zu wenig investiert werde, sondern auch schon vor und bei der Geburt.

Einig war man sich in diesem Zusammenhang, dass bei der Schließung der Dormagener Station nicht zwangsläufig im Lukaskrankenhaus aufgrund einer Kapazitätserhöhung investiert werden würde, sodass es zu qualitativen Einbußen für alle werdenden Mütter kommen könnte. Dr. Stock ist zudem der Auffassung, dass nicht nur die Geburtshilfe, sondern auch die anerkannte und gute operative Gynäkologie zusammengeführt und beide in Dormagen verbleiben sollten. Wenn beide Bereiche geschlossen würden, bestünde die Gefahr, dass der Klinikstandort Dormagen mittelfristig keine Zukunft hätte. Lierenfeld nahm diesen Hinweis, die Gynäkologie mit in das Bürgerbegehren aufzunehmen, auf.

Statements:
Die Geburtsklinik in Dormagen muss bleiben, weil
  • … ich ein großer Anhänger von ortsnaher, kompetenter und persönlicher Betreuung bin und weil die Schließung einer Geburtshilfe und der Frauenheilkunde insgesamt gerne ein Indikator ist, dass irgendwann das gesamte Krankenhaus weg vom Fenster ist. (Dr. Clemens Stock)
  • … die Fahrzeiten für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt, die über 30 Minuten zum nächsten Krankenhaus dauern, zu lang sind und das Risiko für eine Geburt im Rettungswagen oder im Auto einfach zu groß ist. (Bernd Gellrich)
  • … die wohnortnahe Versorgung von Frauen, die eine Geburtshilfe aufsuchen oder aufsuchen müssen, gesichert sein muss, weil die freie Wahl des Geburtsortes für Frauen gesichert sein muss, und weil eine gute Geburtshilfe der beste Weg für eine gesunde Gesellschaft und ein wesentlicher Meilenstein für Prävention ist. (Michelle Rump)
  • … Frauen aussuchen dürfen, ob sie ihr Kind zuhause oder im Geburtshaus bekommen, in einer kleinen oder einer großen Klinik. Und weil diese große Auswahl an Geburtsmöglichkeiten und -orten für die Frauen großartig ist. Und wenn wir hier schließen, wird diese Wahl stark eingeschränkt. (Susanne Huth )

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