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Der tägliche Kampf mit tropischem Geziefer - Henrik Davertzhofen berichtet
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Dormagener in aller Welt - den ein oder anderen spannenden Bericht über die Erlebnisse in fernen Ländern konnte man bereits auf Dormago lesen. Wir werden dieses Angebot erweitern und rufen zum Mitmachen auf. Vor einiger Zeit hatten wir Kontakt mit Henrik Davertzhofen aufgenommen. Der junge Dormagener lebt seit einem halben Jahr in Ecuador. Jetzt verlässt er dort die Farm und sammelt weitere Erfahrungen in Südamerika. Am Wochenende geht es für ihn erst einmal Richtung Süden nach Peru für rund zwei Wochen. Im jüngsten Eintrag schreibt Henrik: "Im Moment bin ich noch in Canoa, wo gerade Karnevalszeit ist, alle halbnackt rumlaufen, sich nass machen, mit Sahne besprühen, mit Eiern bewerfen, besoffen am Strand rumkugeln usw.. Morgen fahre ich dann für meine letzten drei Tage zurück zur Farm, um meinen Rucksack fertig zu packen, überflüssige Sachen zu verschenken und allen ein schönes Leben zu wünschen..."
Nachfolgend ein Beitrag von Henrik für Dormago. Weitere werden folgen.
Liebe Dormagener Gemeinde,
einer eurer Mitbürger vertritt seit dem 1. September 2010 in einem kleinen ländlichen Dorf in der Küstenkordillere Ecuadors die sozialen und ökologischen Interessen unserer schönen Chemiestadt. Ich sage euch, es tut gut für ein Jahr frische Pazifikluft zu atmen anstatt jeden Morgen mit den Ausdünstungen der Hoyer-Waschanlage auf dem Weg zur Schule in Hackenbroich zu kämpfen.
Genauso wie es aber auch im Tannenbusch Ecken mit schönem Rheinlandduft gibt, gibt es hier Gegenden, die nach Müll und Armut stinken. Die Müllkippen in Rheinfeld und Gohr liegen Gott sei dank weitgehend abseits unserer sauberen und sicheren Wohnungen und Häuser. Hier dagegen kämpft man Tag ein, Tag aus mit Unmengen an tropischem Geziefer, vor allem in der Regensaison mit extremer Luftfeuchtigkeit, die alles verschimmeln lässt was sich ihr in den Weg stellt. Und auch anderen Extremen, wie täglichen Mord- und Totschlagsnachrichten in den Zeitungen sieht man sich konfrontiert. Und eben auch diesem Müllgestank. Mülltonnen gibt es nicht, also hat jeder Haushalt (manchmal schwer zu definieren, denn so etwas wie ein Haus gibt es dabei nicht immer) seine eigene kleine Müllkippe, die man ein- oder zweimal im Monat anzündet und dann darauf Mais und Kochbananen pflanzt, Grundnahrungsmittel.
Hmm, warum pumpen wir eigentlich nicht unser Trinkwasser auf Müllkippengebiet? Oder pflanzen Getreide auf verseuchtem Boden? Na wenigstens dürfen wir die ecuadorianischen Müllkippen-Bananen essen. So können wir uns mit Chemikalien vergiften und den armen Landarbeiter gleich mit.
Also, mein Name ist Henrik Davertzhofen. Einigen von Ihnen ist vielleicht die familiäre Steinmetz- und Bildhauerwerkstatt am neuen Friedhof in Dormagen bekannt. Ich kämpfe hier gegen Plastiktüten, für mehr Bäume anstatt mehr Kühe, die hauseigene Nahrungsmittelproduktion anstatt Abhängigkeit vom Maishändler, der zweimal im Monat mit dem großen Lkw vorfährt und die Produktion unter Preis vom Bauern und weit über Preis nach Mexiko verkauft, wo es in dieser Saison eben noch keinen Mais gibt, für Bildung anstatt Landarbeit mit 13 Jahren und noch ein einige andere komische Sachen.
Das ganze wird mir im Großen und Ganzen von Spendern und der organischen Farm Rio Muchacho, auch der Name der Gemeinde, ermöglicht. Ein großes Dankeschön dafür! Wir sind fast immer eine kleine, manchmal aber auch große Gruppe an Freiwilligen auf der Farm und eigentlich sind auch immer Touristen unter uns, die am täglichen Leben teilhaben und spezielle Aktivitäten mit einheimischen Touristenführern unternehmen. Diese Jungs sind echt nett und arbeiten auch auf der Farm als Landarbeiter. So lerne ich viel Spanisch, die lokale Montubio-Kultur kennen, die so einige Tücken für „Gringos“ bereit hält und nebenbei noch Gesichter aus der ganzen Welt.
Für mich sind es insgesamt acht Monate, da mir diese Zeit bei meiner Rückkehr als Zivildienst anerkannt wird. Was ich also hier genau mache, wie es mir dabei ergeht und ob ich damit Erfolg habe oder eben auch nicht, könnt ihr hier auf www.dormago.de, meinem Blog unter www.henrik-davertzhofen.blogspot.com oder auch auf der Homepage meines Vereins in Deutschland, dem Arbeiterkultur- und Bildungsverein e.V. mit Sitz in Ingolstadt, unter www.akbv.de und AdiA nachlesen und verfolgen. Genauso finden sich dort auch meine bisherigen Erlebnisse in den vergangenen Berichten. Vielleicht kann ich Ihnen ja einen etwas anderen Blickwinkel der Dinge vermitteln, es würde mich freuen! Ich bin froh diesen Schritt getan zu haben und jetzt so viel Neues und Interessantes erleben und sehen zu können.
Beste und sonnige Grüße in meine Heimatstadt
Henrik Davertzhofen
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10.03.2011 / 22:53 Uhr —
Nachfolgend ein Beitrag von Henrik für Dormago. Weitere werden folgen.
Liebe Dormagener Gemeinde,
einer eurer Mitbürger vertritt seit dem 1. September 2010 in einem kleinen ländlichen Dorf in der Küstenkordillere Ecuadors die sozialen und ökologischen Interessen unserer schönen Chemiestadt. Ich sage euch, es tut gut für ein Jahr frische Pazifikluft zu atmen anstatt jeden Morgen mit den Ausdünstungen der Hoyer-Waschanlage auf dem Weg zur Schule in Hackenbroich zu kämpfen.
Genauso wie es aber auch im Tannenbusch Ecken mit schönem Rheinlandduft gibt, gibt es hier Gegenden, die nach Müll und Armut stinken. Die Müllkippen in Rheinfeld und Gohr liegen Gott sei dank weitgehend abseits unserer sauberen und sicheren Wohnungen und Häuser. Hier dagegen kämpft man Tag ein, Tag aus mit Unmengen an tropischem Geziefer, vor allem in der Regensaison mit extremer Luftfeuchtigkeit, die alles verschimmeln lässt was sich ihr in den Weg stellt. Und auch anderen Extremen, wie täglichen Mord- und Totschlagsnachrichten in den Zeitungen sieht man sich konfrontiert. Und eben auch diesem Müllgestank. Mülltonnen gibt es nicht, also hat jeder Haushalt (manchmal schwer zu definieren, denn so etwas wie ein Haus gibt es dabei nicht immer) seine eigene kleine Müllkippe, die man ein- oder zweimal im Monat anzündet und dann darauf Mais und Kochbananen pflanzt, Grundnahrungsmittel.
Hmm, warum pumpen wir eigentlich nicht unser Trinkwasser auf Müllkippengebiet? Oder pflanzen Getreide auf verseuchtem Boden? Na wenigstens dürfen wir die ecuadorianischen Müllkippen-Bananen essen. So können wir uns mit Chemikalien vergiften und den armen Landarbeiter gleich mit.
Also, mein Name ist Henrik Davertzhofen. Einigen von Ihnen ist vielleicht die familiäre Steinmetz- und Bildhauerwerkstatt am neuen Friedhof in Dormagen bekannt. Ich kämpfe hier gegen Plastiktüten, für mehr Bäume anstatt mehr Kühe, die hauseigene Nahrungsmittelproduktion anstatt Abhängigkeit vom Maishändler, der zweimal im Monat mit dem großen Lkw vorfährt und die Produktion unter Preis vom Bauern und weit über Preis nach Mexiko verkauft, wo es in dieser Saison eben noch keinen Mais gibt, für Bildung anstatt Landarbeit mit 13 Jahren und noch ein einige andere komische Sachen.
Das ganze wird mir im Großen und Ganzen von Spendern und der organischen Farm Rio Muchacho, auch der Name der Gemeinde, ermöglicht. Ein großes Dankeschön dafür! Wir sind fast immer eine kleine, manchmal aber auch große Gruppe an Freiwilligen auf der Farm und eigentlich sind auch immer Touristen unter uns, die am täglichen Leben teilhaben und spezielle Aktivitäten mit einheimischen Touristenführern unternehmen. Diese Jungs sind echt nett und arbeiten auch auf der Farm als Landarbeiter. So lerne ich viel Spanisch, die lokale Montubio-Kultur kennen, die so einige Tücken für „Gringos“ bereit hält und nebenbei noch Gesichter aus der ganzen Welt.
Für mich sind es insgesamt acht Monate, da mir diese Zeit bei meiner Rückkehr als Zivildienst anerkannt wird. Was ich also hier genau mache, wie es mir dabei ergeht und ob ich damit Erfolg habe oder eben auch nicht, könnt ihr hier auf www.dormago.de, meinem Blog unter www.henrik-davertzhofen.blogspot.com oder auch auf der Homepage meines Vereins in Deutschland, dem Arbeiterkultur- und Bildungsverein e.V. mit Sitz in Ingolstadt, unter www.akbv.de und AdiA nachlesen und verfolgen. Genauso finden sich dort auch meine bisherigen Erlebnisse in den vergangenen Berichten. Vielleicht kann ich Ihnen ja einen etwas anderen Blickwinkel der Dinge vermitteln, es würde mich freuen! Ich bin froh diesen Schritt getan zu haben und jetzt so viel Neues und Interessantes erleben und sehen zu können.
Beste und sonnige Grüße in meine Heimatstadt
Henrik Davertzhofen