Wir verwenden für unsere Webseite DORMAGO.de Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen zu Cookies erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung
Dormago: Internetportal für Dormagen

Nachricht

"Das Flaggschiff im Rhein-Kreis geht unter"

07.02.2011 / 16:54 Uhr — Redaktion

Pressefotos Das ist der Super-GAU für den Handball nicht nur in Dormagen sondern für die Sportart schlechthin. Betroffen vom anstehenden Insolvenzfahren des DHC Rheinland sind natürlich die Dormagener Spieler, Trainer, Sportlicher Leiter, das unmittelbare Umfeld und insbesondere die Zuschauer, die in Zukunft auf die sportlichen Großereignisse verzichten müssen. Aber auch bundesweit erhält der Handball wieder Schlagzeilen, die eigentlich überwunden schienen. "Das Flaggschiff des Sports im Rhein-Kreis Neuss geht unter", erklärte Heinz Hilgers, Aufsichtsratsvorsitzender des DHC.

DHC-Geschäftsführer Heinz Lieven fährt morgen nach Düsseldorf, stellt beim zuständigen Amtsgericht den Insolvenzantrag und hofft darauf, bereits Kontakt mit dem potenziellen Insolvenzverwalter aufnehmen zu können. "Ich habe noch nie einen Insolvenzantrag gestellt und musste mich erst einmal mit meinem Anwalt und Steuerberater besprechen", erklärte Lieven heute vor der Presse. Bis zuletzt hatte der heimische Unternehmer gehofft, weitere Sponsoren zu gewinnen, um die Liquidität aufrecht erhalten zu können. Doch weder die Anschreiben an 250 Unternehmen in der Region noch das Werben um die Unterstützung durch japanische Firmen brachte den erwünschten Erfolg.

Zuletzt kamen weitere Hiobsbotschaften von Partnern, die Handball schon länger fördern: Die VR Bank kündigte den Aussteig an, die evd energieversorgung dormagen will offenbar nur noch ein Drittel des bisherigen Betrages zur Verfügung stellen. Lieven: "In beiden Gremien trägt auch Dormagens Bürgermeister Peter-Olaf Hoffmann Verantwortung." Der Geschäftsführer will mit seinen Worten "keinen Vorwurf machen", zeigt aber das offenkundige Desinteresse auf: "Herr Hoffmann hat letzte Woche 45 Minuten vorher einen Termin abgesagt, weil er pünktlich bei einer Goldenen Hochzeit erscheinen wollte." Die Absage stadtverbundener Unternehmen seien letztlich nicht für die Entwicklung der Situation entscheidend gewesen, erklärte Heinz Hlgers: "Sie sind aber eher Ausdruck der Geringschätzung als der Wertschätzung." Für Lieven und die weiteren Gesellschafter stellte sich zunehmend die Frage, "ob es Sinn macht, in der Region Erstligahandball zu machen." Das "Konzept DHC" mitsamt der dualen Karriere sei jedenfalls gescheitert. "Das tut mir auch leid für die Vereine, mit denen wir Kooperationen eingegangen sind."

"Es gab für uns überhaupt keine Anzeichen für diese Entwicklung, weil der Verein allen Verpflichtungen testiert nachgekommen ist. Wir haben keine offenen Forderungen an Dormagen - Krankenkasse, Gehälter und so weiter, alles wurde gezahlt", wunderte sich heute Frank Bohmann, Geschäftsführer der Toyota-Handball-Bundesliga. Laut Bohmann kann der DHC Rheinland durchaus einen Lizenzantrag für die 2. Liga stellen. Die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit müsste dafür nachgewiesen werden. "Doch das kriegen wir im Augenblick finanziell nicht dokumentiert", sagt Lieven.

Wie geht es jetzt weiter? Mittwoch Vormittag will die Mannschaft mit einem von den Füchsen Berlin finanzierten Bus in die Bundeshauptstadt fahren. Da der DHC mit Abgabe des Insolvenzantrages nicht mehr handlungsfähig ist, kann er ab sofort keinerlei Kosten übernehmen. Deshalb würde das Team auch unmittelbar nach der um 20.15 Uhr beginnenden Partie die Rückfahrt antreten. Es ist auch beabsichtigt, das Heimspiel gegen Melsungen am Sonntag ab 17.30 Uhr zu bestreiten. Doch auch hier gibt es Fragezeichen: "Wir dürfen nicht einmal die Schiedsrichter bezahlen", informiert Lieven. Viele der konsternierten Spieler, die heute Mittag von den neuen Entwicklungen überrascht wurden, nahmen inzwischen Kontakt mit ihren Beratern auf. Sie können den Verein bis zum 15. Februar wechseln. Ob dies nach den Regeln der Liga auch für Oliver Tesch und Bartosz Konitz gilt, war heute noch unklar: Die beiden wechselten erst vor wenigen Wochen zum DHC. Diese Verpflichtungen seien aus sportlichen Gründen notwendig gewesen, außerdem "waren sie finanziell nahezu neutral, weil wir Arni Thor Sigtryggsson abgegeben haben", betonte Lieven. "Es war ein ehrenwerter Versuch hier in Dormagen. Doch das abrupte Ende ist sicher die Folge einer Entwicklung", sieht Trainer Kai Wandschneider, der aktuell dienstälteste Coach der Liga.

Wie heißt es so schön: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Vielleicht erwärmt sich ja noch der ein oder andere Geldgeber. Lieven: "Wenn wir die notwendigen Mittel bekommen, dann würde ich den Insolvenzantrag natürlich sofort zurückziehen."
Auf FB Teilen E-Mail Drucker Zurück
Zur Startseite von Dormago.de oder zurück zu letzten Seite