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Plattdeutsch war für Ina Müller früher völlig uncool

10.11.2010 / 23:52 Uhr — duz

Pressefotos Zons. "Ich habe gerne Preise, die man wohin stellt", wollte Ina Müller heute Abend ihre Vorfreude nicht verbergen. Und als Kreis-Kulturdezernent Tillmann Lonnes die Schachtel mit dem golden schimmernden Friedestrompreis öffnete, da war die neuerdings kurzgelockte Künstlerin baff erstaunt und begeistert. "In Würdigung ihrer besonderen Verdienste um die deutschsprachige Dialektliteratur" wurde ihr im historischen Ambiente von Burg Friedestrom die mit 3600 Euro dotierte Auszeichnung von Landrat Hans-Jürgen Petrauschke verliehen.

Dabei fand Ina Müller als Kind plattdeutsch völlig uncool. Nie hatte sie damit gerechnet, dass "ich eines Tages solch tolle Preise einsacken darf, weil ich plattdeutsch spreche." Ein "Feuerwerk an Gags" hatte sie nicht mitgebracht. Das war aber auch nicht nötig um den Funken überspringen zu lassen. In der voll besetzten Nordhalle erinnerte sie an ihren Werdegang, an die Anfänge, als in jedes Programm ein plattdeutscher Song eingebaut wurde. Da sind die Besucher zunächst in Norddeutschland, dann aber auch in Bayern ausgeflippt. "Ich kann das, ich muss das nicht üben", sagte die 45-Jährige, die nicht erlebt hat, dass ihre Eltern einen Satz in Hochdeutsch beenden: "Die fangen an und kacken dann richtig ab." Damals gab es nur einen auf dem Hof, mit dem hochdeutsch gesprochen wurde: "Das war der Hund, den hatten wir gekauft."

Ernst Christ vom Norddeutschen Rundfunk hatte vor der Preisverleihung eine glänzende Würdigung vorgenommen, die von der in der ersten Reihe sitzenden Ina Müller mehrfach erläutert wurde. "Wir waren immer neidisch auf die im Süden. Die hatten einen Gerhard Polt, Gabi Köster oder BAP. So was gab es bei uns nicht. Jetzt aber ist Schluss mit dem Neid, denn wir haben Ina Müller und sind mit Plattdeutsch in der Bundesliga angekommen." Und vom "Opa-Oma-Image" kann auch keine Rede mehr sein. Dank Ina Müller klatschen jetzt sogar junge Leute mit. "Nie zuvor habe ich ein junges Publikum so erlebt", erlebte Christ ein verändertes Verhalten, das weder Arbeitskreise noch sprachbewusste Lehrer in Jahrzehnten erreichen konnten. "Ina hat das volle Plattdeutsch drauf. Das mögen auch die, die es selber nicht können." Dafür verantwortlich ist offenbar der "Reiz der Ursprünglichkeit und manchmal auch des Exotischen." Zudem habe Ina Müller ein "unglaubliches Geschick im Umgang mit dem Publikum."

Das obere Foto zeigt neben Ina Müller bei der Preisverleihung von links: Landrat Hans-Jürgen Petrauschke, Achim Thissen vom Mundartarchiv und Kulturdezernent Tillmann Lonnes. Auf dem unteren Foto singt Ina Müller, während der gebürtige Baden-Badener und jetzt in Duisburg lebende Kai Schumacher auf dem Flügel spielt.

Ina Müller wuchs als vierte von fünf Töchtern einer Bauernfamilie in Köhlen auf. Nach einer Ausbildung zur Pharmazeutisch-technischen Assistentin arbeitete sie auf Sylt und in Bremen-Blumenthal. Bekannt wurde sie durch das mit Edda Schnittgard 1994 gegründete Kabarett-Duo "Queen Bee", unter maßgeblicher Prägung von Gerburg Jahnke von den "Missfits". Neben den Auftritten mit Queen Bee arbeitete sie an verschiedenen Solo-Projekten, vor allem im Bereich der plattdeutschen Sprache. In ihren Büchern und Liedern will Ina Müller der platt-deutschen Sprache und ihrer Kultur neuen Raum verschaffen. So schrieb und sprach Müller auch für die traditionsreiche niederdeutsche Sendereihe "Hör mal ’n beten to" im NDR-Hörfunk.

Im Februar 2006 startete sie ihr zweites Soloprogramm: "Ina Müller liest und singt op Platt". Im NDR-Fernsehen war sie erfolgreich mit den Sendungen "Land und Liebe" und "Inas Norden". Mit dem Album "Weiblich, ledig, 40" ging sie mit ihrer Band im Herbst 2006 erstmals auf Tour. Seit 2007 moderiert sie ihre Late-Night-Show "Inas Nacht" im NDR, die seit 2009 auch in der ARD ausgestrahlt wird. Fotos: Detlev Zenk
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