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Nach 67 Jahren: Töchter finden Grab des Vaters

17.09.2010 / 18:56 Uhr — Uwe Koopmann

Pressefotos Auf dem "Ehrenfriedhof" in Nievenheim hatten Schülerinnen und Schüler der Bertha-von-Suttner-Gesamtschule unlängst neben fünf anderen Grabplatten von sowjetischen Opfern den Stein für Jarzenko Progofij (geb. 1904) entdeckt. In dieser Reihe lag auch der Stein mit der Inschrift „Grab einer unbekannten Frau mit Kindern“. Nur von Jarzenko Progofij hatte das Archiv der Rhein-Kreises Neuss einige Daten vorliegen. Geboren wurde er am 18. April 1904 in Besskorbnaja/Südrussland. Er war dort verheiratet, hatte zwei Töchter und wurde als Soldat zur Zwangsarbeiter nach Deutschland verschleppt. Auf dem Spix-Hof wurde er als Zwangsarbeiter eingesetzt. Er starb am 5. April 1945, dem letzten Kriegstag an diesem Frontabschnitt. Als Todesursache wurde vermerkt „Granatbeschuss“. Da auch von der „schäl Sick“, der falschen Seite, also von Düsseldorf aus, über den Rhein geschossen wurde mit dem irrsinnigen Ziel, die Alliierten auf ihrem Vormarsch zu stoppen, könnte Jarzenko sogar von deutscher Munition hingestreckt worden sein.

In seiner Heimat spielten Krasnodar und das Kuban-Gebiet im 2. Weltkrieg eine wichtige Rolle, als die NS-Wehrmacht vergebens versuchte, zu den Ölquellen am Kaspischen Meer vorzudringen. Eine Nachfrage in der Partnerschule 863 in Moskau hatte zunächst keine Hinweise auf die Lage des Dorfes Besskorbnaja ergeben. Es hätte durchaus sein können, dass der Name falsch von den kyrillischen Buchstaben ins lateinische Alphabet übertragen worden war. Vielleicht könnte der Ort auch in der Ukraine oder in Weißrussland liegen.

Auf Anfrage bei den beiden Botschaften in Berlin antwortete Gennadij Pawljukowitsch, Oberst i.G. und Verteidigungsattache bei der Botschaft der Republik Belarus in Berlin. Er hatte festgestellt, dass der Ort in Russland liegt. Es handelt sich um eine Kosakensiedlung (Staniza) mit etwa 5700 Einwohnern, die in der Region Krasnodar liegt (Rajon Nowokubansk/Südrussland). Oberst Pawljukowitsch hatte sogar Kontakt mit der Schule 31 aufgenommen, aber zunächst keine Antwort bekommen. Er riet der Gesamtschule, an die Schule 11 zu schreiben.

Das wurde gemacht. Die deutsche und englische Version ging an die Moskauer Schule zur Übersetzung ins Russische. Von dort sollten dann die Schreiben nach Besskorbnaja gehen. Die SchülerInnen hatten die Hoffnung, dass es noch Angehörige von Jarzenko geben könnte. Während die Briefe noch unterwegs waren, teilte Oberst Pawljukowitsch mit, dass er Antwort aus der Schule 31 bekommen habe. Die Lehrer der Schule 31 hatten gemeinsam mit dem Leiter des örtlichen Museums die beiden Töchter von Jarzenko ausfindig gemacht: Jekaterina (Jahrgang 1930) und Maria (1941). Ihr Vater galt seit 1943 als vermisst. Nun erfuhren sie nach 67 Jahren erstmals, wo der Vater begraben liegt. Sie bedankten sich sehr herzlich bei den SchülerInnen der Gesamtschule. Von Nievenheim aus wurde inzwischen Kontakt zur Schule 31 und auch zum Museum aufgenommen. Auch die Schule in Moskau wird sich weiterhin engagieren.

Vielleicht wird es über die Stiftung "Verantwortung - Zukunft" in Berlin gelingen, eine Einladung an Jarzenkos Töchter zu richten. Diese höchst erfreuliche Geschichte könnte dann auch ein Beitrag für den Jugend- und Schülergedenktag 2012 in Köln werden. Gefördert wurde das Projekt von der Stiftung „Deutsch-Russischer Jugend-Austausch (DRJA)“.
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