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Dormagen schrumpft - Prognose: Unter 60.000 Einwohner im Jahr 2030
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Dormagen. Erstmals liegt für die Stadt Dormagen eine umfassende Bevölkerungsprognose bis zum Jahr 2030 vor. Danach wird die Einwohnerzahl infolge der niedrigen Geburtenrate nach heutiger Voraussicht auf unter 60.000 fallen. Dormagen wird weiter von Zuwanderungen aus dem Umland profitieren, doch schon seit zwei Jahren reichen diese Zuzüge nicht mehr aus, um den natürlichen Bevölkerungsschwund noch aufzufangen. Von 63.600 ist die Einwohnerzahl inzwischen auf knapp unter 63.000 gesunken. Das Durchschnittsalter der Dormagener wird dagegen bis 2030 von heute 42,8 auf 48 Jahre steigen. Knapp 40 Prozent der Menschen werden 60 Jahre und älter sein. Aktuell gibt es in Dormagen fast 13.000 Senioren über 65 Jahre, in 20 Jahren sind es nach der Prognose über 17.000. Der Anteil der Hochaltrigen über 80 Jahre verdoppelt sich auf acht Prozent.
„Der demografische Wandel wird für uns das alles beherrschende Thema der nächsten Jahrzehnte sein“, machte denn auch Bürgermeister Peter-Olaf Hoffmann heute bei einem Pressegespräch deutlich. In allen Bereichen der kommunalen Daseinsvorsorge müsse sich Dormagen auf die Veränderungen einstellen – von Wohnen und Arbeiten über die soziale und gesundheitliche Infrastruktur bis hin zu Kultur und Bildung. Patentlösungen gebe es dabei bisher in keiner Stadt. „Wir können nur einen Dormagener Weg finden, um diese gewaltige Herausforderung zu bewältigen. Unser Vorteil ist dabei, dass wir noch stark verwurzelte Solidargemeinschaften in den einzelnen Stadtteilen haben und auch weiter von der Nähe der Großstädte Köln und Düsseldorf profitieren“, so Hoffmann.
Nach der Sommerpause wird die Stadtverwaltung die Bevölkerungsprognose in detaillierter Form dem Rat der Stadt vorlegen. Dieser wird dann in einem ersten Schritt zu entscheiden haben, wie er die Zukunftsaufgaben organisatorisch angehen will. „Es gibt zum Beispiel Städte, die einen eigenen Demografie-Ausschuss gebildet haben. Andere betrachten das Thema bewusst als Querschnittsaufgabe und bündeln Kompetenzen in den Fachausschüssen“, erläutert der Erste Beigeordnete Ulrich Cyprian (Foto).
Das Know-how und die Hilfe vieler weiterer Partner vor Ort seien erforderlich, um Dormagen fit für den demografischen Wandel zu machen. Von den Wohlfahrtsverbänden über die Kultur- und Sportvereine bis zu den Gesundheitsanbietern reicht dabei das Spektrum. „Dormagen fängt hier nicht bei Null an. Schon in den vergangenen Jahren sind etwa zahlreiche neue Pflegeplätze für Senioren entstanden. Die Kultureinrichtungen wie die Volkshochschule und die Stadtbibliothek haben Angebote speziell für ältere Mitbürger geschaffen. Ein Kulturbegleitdienst wurde ins Leben gerufen, den die Freiwilligen-Agentur zusammen mit dem städtischen Kulturbüro organisiert. An vielen Stellen bewegt sich etwas, bisher fehlt uns aber eine geordnete Zusammenführung all dieser Bemühungen in einer Art Masterplan“, sagt Cyprian.
Wie groß der Bedarf an Angeboten für ältere Menschen ist, zeigt zum Beispiel das Dormagener „Netzwerk 55+“. Ein Jahr nach seiner Gründung haben sich in ihm schon 30 verschiedene Interessengruppen zusammengefunden. Das „1. Dormagener Fest der Generationen“ am 4. und 5. September soll ein deutliches Zeichen für das Miteinander von Jung und Alt setzen: Mehr als 60 Vereine und Einrichtungen im Stadtgebiet beteiligen sich daran mit 43 Aktionen. Auch schon im Hinblick auf einen künftigen Mangel an Fachkräften verstärkt die Stadt derzeit ihre Initiativen zur Qualifizierung junger Menschen. „Wir können es uns immer weniger leisten, junge Menschen auf dem Weg in Ausbildung und Beruf noch zu verlieren“, betont Hoffmann.
Die neue Bevölkerungsprognose für Dormagen wurde von der Stadtverwaltung in Zusammenarbeit mit der Hildesheimer Planungsgruppe unter der Leitung von Prof. Dr. Johannes Kolb erstellt. Die Experten lieferten ein Rechner gestütztes Modell, das es erstmals ermöglicht, Prognosen aus den vorhandenen kommunalen Datenbeständen zu entwickeln. „Bisher konnten wir beispielsweise keine Vorhersagen für einzelne Stadtteile treffen und auch kein umfassendes Bild zur Stärke einzelner Altersschichten entwerfen“, erklärt Detlev Falke, der die Berechnungen erstellte.
Als weithin gesichert gelten bei den Prognosen die allgemeinen Annahmen zur Geburtenrate und der steigenden Lebenserwartung. Stärker variabel sind dagegen die Trends bei den Zu- und Abwanderungen, die auch durch städtisches Handeln wie etwa die Ausweisung von Baugebieten beeinflussbar sind. Nach heutigem Stand wird die Geburtenzahl in Dormagen von 489 (2009) bis zum Jahr 2030 auf unter 400 sinken. Bei den Klein- und Vorschulkindern im Alter von 0 bis 3 und 3 bis 6 Jahre werden Rückgänge von 18 bis 20 Prozent prognostiziert. Bei den 16- bis 20-Jährigen, den Ausbildungsjahrgängen, und den 20- bis 26-jährigen werden Rückgänge zwischen 30 und 40 Prozent erwartet. Das Absinken der Bevölkerungszahl in Dormagen wird sich in den einzelnen Stadtteilen unter-schiedlich bemerkbar machen. „Allgemein geht man davon aus, dass Stadtteile mit hohem Wohneigentumsbestand stärker von Bevölkerungsrückgängen betroffen sind, da ältere Menschen dort vielfach allein in ihren Wohnungen oder Häusern leben werden und eine niedrigere Fluktuation vorhanden ist“, stellt Falke fest.
Während in Horrem beispielsweise die Bevölkerungszahl nach gegenwärtiger Erkenntnis weitgehend stabil bleibt, ist in Straberg oder Zons ein erhebliches Absinken zu erwarten.
„Begehrt werden durch den demografischen Wandel künftig Wohnlagen mit einer guten Versorgungsstruktur von sozialen Serviceleistungen über Einkaufsmöglichkeiten bis hin zu Erlebnisangeboten sein“, sagt Bürgermeister Hoffmann. Für die benachbarten Großstädte Köln und Düsseldorf werden deshalb zweistellige Zuwachsraten prognostiziert. Auch Dormagen müsse in der Stadtentwicklung darauf achten, dass es hier den Anschluss nicht verpasst.
Eine gute Infrastruktur ist aber nicht alles. „Es kommt genauso auf das menschliche Miteinander an. Wir müssen es unter Einbeziehung der gesamten Bevölkerung schaffen, ein lebens- und liebenswertes Klima für alle Altersgruppen in Dormagen zu erhalten und auszubauen.“ Nach der erfolgreichen Entwicklung zur kinder- und familienfreundlichen Stadt stehe Dormagen historisch vor der nächsten großen Aufgabe: dem Wandel zur Generationen gerechten Stadt. Hoffmann: „Das heißt, familienfreundlich bleiben, aber eben stärker auch an Oma und Opa sowie alleinstehende Senioren denken.“
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30.07.2010 / 14:31 Uhr — Stadt Dormagen / duz
„Der demografische Wandel wird für uns das alles beherrschende Thema der nächsten Jahrzehnte sein“, machte denn auch Bürgermeister Peter-Olaf Hoffmann heute bei einem Pressegespräch deutlich. In allen Bereichen der kommunalen Daseinsvorsorge müsse sich Dormagen auf die Veränderungen einstellen – von Wohnen und Arbeiten über die soziale und gesundheitliche Infrastruktur bis hin zu Kultur und Bildung. Patentlösungen gebe es dabei bisher in keiner Stadt. „Wir können nur einen Dormagener Weg finden, um diese gewaltige Herausforderung zu bewältigen. Unser Vorteil ist dabei, dass wir noch stark verwurzelte Solidargemeinschaften in den einzelnen Stadtteilen haben und auch weiter von der Nähe der Großstädte Köln und Düsseldorf profitieren“, so Hoffmann.
Nach der Sommerpause wird die Stadtverwaltung die Bevölkerungsprognose in detaillierter Form dem Rat der Stadt vorlegen. Dieser wird dann in einem ersten Schritt zu entscheiden haben, wie er die Zukunftsaufgaben organisatorisch angehen will. „Es gibt zum Beispiel Städte, die einen eigenen Demografie-Ausschuss gebildet haben. Andere betrachten das Thema bewusst als Querschnittsaufgabe und bündeln Kompetenzen in den Fachausschüssen“, erläutert der Erste Beigeordnete Ulrich Cyprian (Foto).
Das Know-how und die Hilfe vieler weiterer Partner vor Ort seien erforderlich, um Dormagen fit für den demografischen Wandel zu machen. Von den Wohlfahrtsverbänden über die Kultur- und Sportvereine bis zu den Gesundheitsanbietern reicht dabei das Spektrum. „Dormagen fängt hier nicht bei Null an. Schon in den vergangenen Jahren sind etwa zahlreiche neue Pflegeplätze für Senioren entstanden. Die Kultureinrichtungen wie die Volkshochschule und die Stadtbibliothek haben Angebote speziell für ältere Mitbürger geschaffen. Ein Kulturbegleitdienst wurde ins Leben gerufen, den die Freiwilligen-Agentur zusammen mit dem städtischen Kulturbüro organisiert. An vielen Stellen bewegt sich etwas, bisher fehlt uns aber eine geordnete Zusammenführung all dieser Bemühungen in einer Art Masterplan“, sagt Cyprian.
Wie groß der Bedarf an Angeboten für ältere Menschen ist, zeigt zum Beispiel das Dormagener „Netzwerk 55+“. Ein Jahr nach seiner Gründung haben sich in ihm schon 30 verschiedene Interessengruppen zusammengefunden. Das „1. Dormagener Fest der Generationen“ am 4. und 5. September soll ein deutliches Zeichen für das Miteinander von Jung und Alt setzen: Mehr als 60 Vereine und Einrichtungen im Stadtgebiet beteiligen sich daran mit 43 Aktionen. Auch schon im Hinblick auf einen künftigen Mangel an Fachkräften verstärkt die Stadt derzeit ihre Initiativen zur Qualifizierung junger Menschen. „Wir können es uns immer weniger leisten, junge Menschen auf dem Weg in Ausbildung und Beruf noch zu verlieren“, betont Hoffmann.
Die neue Bevölkerungsprognose für Dormagen wurde von der Stadtverwaltung in Zusammenarbeit mit der Hildesheimer Planungsgruppe unter der Leitung von Prof. Dr. Johannes Kolb erstellt. Die Experten lieferten ein Rechner gestütztes Modell, das es erstmals ermöglicht, Prognosen aus den vorhandenen kommunalen Datenbeständen zu entwickeln. „Bisher konnten wir beispielsweise keine Vorhersagen für einzelne Stadtteile treffen und auch kein umfassendes Bild zur Stärke einzelner Altersschichten entwerfen“, erklärt Detlev Falke, der die Berechnungen erstellte.
Als weithin gesichert gelten bei den Prognosen die allgemeinen Annahmen zur Geburtenrate und der steigenden Lebenserwartung. Stärker variabel sind dagegen die Trends bei den Zu- und Abwanderungen, die auch durch städtisches Handeln wie etwa die Ausweisung von Baugebieten beeinflussbar sind. Nach heutigem Stand wird die Geburtenzahl in Dormagen von 489 (2009) bis zum Jahr 2030 auf unter 400 sinken. Bei den Klein- und Vorschulkindern im Alter von 0 bis 3 und 3 bis 6 Jahre werden Rückgänge von 18 bis 20 Prozent prognostiziert. Bei den 16- bis 20-Jährigen, den Ausbildungsjahrgängen, und den 20- bis 26-jährigen werden Rückgänge zwischen 30 und 40 Prozent erwartet. Das Absinken der Bevölkerungszahl in Dormagen wird sich in den einzelnen Stadtteilen unter-schiedlich bemerkbar machen. „Allgemein geht man davon aus, dass Stadtteile mit hohem Wohneigentumsbestand stärker von Bevölkerungsrückgängen betroffen sind, da ältere Menschen dort vielfach allein in ihren Wohnungen oder Häusern leben werden und eine niedrigere Fluktuation vorhanden ist“, stellt Falke fest.
Während in Horrem beispielsweise die Bevölkerungszahl nach gegenwärtiger Erkenntnis weitgehend stabil bleibt, ist in Straberg oder Zons ein erhebliches Absinken zu erwarten.
„Begehrt werden durch den demografischen Wandel künftig Wohnlagen mit einer guten Versorgungsstruktur von sozialen Serviceleistungen über Einkaufsmöglichkeiten bis hin zu Erlebnisangeboten sein“, sagt Bürgermeister Hoffmann. Für die benachbarten Großstädte Köln und Düsseldorf werden deshalb zweistellige Zuwachsraten prognostiziert. Auch Dormagen müsse in der Stadtentwicklung darauf achten, dass es hier den Anschluss nicht verpasst.
Eine gute Infrastruktur ist aber nicht alles. „Es kommt genauso auf das menschliche Miteinander an. Wir müssen es unter Einbeziehung der gesamten Bevölkerung schaffen, ein lebens- und liebenswertes Klima für alle Altersgruppen in Dormagen zu erhalten und auszubauen.“ Nach der erfolgreichen Entwicklung zur kinder- und familienfreundlichen Stadt stehe Dormagen historisch vor der nächsten großen Aufgabe: dem Wandel zur Generationen gerechten Stadt. Hoffmann: „Das heißt, familienfreundlich bleiben, aber eben stärker auch an Oma und Opa sowie alleinstehende Senioren denken.“