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Hilfseinsatz im polnischen Hochwassergebiet

20.06.2010 / 23:48 Uhr — Hans Scholten, Chef des Raphaelshauses, berichtet

Pressefotos Seit Montag vergangener Woche waren die Jungs der zwei Kick-Off-Gruppen des Raphaelshauses mit ihren pädagogischen Fachkräften unterwegs. In der Gegend von Krakau in Wola Przemykowska, etwa 10 Kilometer nördlich von Szczurowa leisteten sie Hilfe bei der Bewältigung der Hochwasserkatastrophe, die unsere polnischen Nachbarn heimgesucht hat. Das Städtchen Szczurowa liegt an der Weichsel und befindet sich etwa 60 Kilometer östlich von Krakau. Helfen gehört zum pädagogischen Konzept der beiden Gruppen und so war es nach einigen Tagen der Vorbereitung klar, dass die Anhänger mit Werkzeug und Proviant, Zelten und Schlafsäcken gepackt werden und das Team nach Polen aufbricht.

Die Gegend ist ihnen nicht unbekannt, wandert die Otmar-Alt-Gruppe doch alle zwei Jahre nach Auschwitz, um aus der grauenvollen Geschichte von Auschwitz-Birkenau zu lernen. Oftmals haben sie auf ihren Touren die Gastfreundschaft polnischer Bauern oder Familien kennengelernt, in deren Scheune Isomatte und Schlafsack ausgebreitet wurden oder in deren Garten die Zelte standen. So war es selbstverständlich mit diese Hilfsaktion etwas zurück zu schenken. Einige der Pädagogen haben bereits Erfahrung mit solchen Hilfseinsätzen, ob bei der Flutkatastrophe an der Oder und Elbe, in Sonthofen im Allgäu oder am heimischen Rhein. Laut unserem ehemaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt ist Polen als Nachbar für uns so wertvoll und wichtig wie Frankreich, und wir haben aus leidvoller gemeinsamer Geschichte bei unseren östlichen Nachbarn einiges in Ordnung zu bringen. Dieser Hilfseinsatz gehört zu unserem historischen pädagogischen Dreiklang mit den „Stolpersteinen“, der Begegnung mit Zeitzeugen aus den Reihen von KZ-Häftlingen und Zwangsarbeitern und unserer Partnerschaft mit Heimen in Israel. Hier konkretisiert er sich sehr wertvoll mit unmittelbarer Hilfe für Menschen, denen die Flut alles genommen hat.

Die täglichen Berichte der Gruppen geben Zeugnis, wie hart die Natur die Menschen in Mitleidenschaft gezogen hat.
„Heute haben wir wieder viel helfen können. Eine Gruppe arbeitete in einem Haus, indem die darin wohnende Familie durch die Flut alles verloren hat. Die Eltern wohnen zurzeit mit ihren Kindern in einem Haus, welches nur noch aus den undichten Außenwänden besteht. Außer einer Bank und einem Tisch besitzen sie nichts mehr, alles andere mussten wir wegen Schimmelbefall auf einer großen Müllsammelstelle in der Ortsmitte entsorgen. Die gesamte Innenisolation an den Wänden sowie der Fußboden wurden ebenfalls rausgerissen und entsorgt.
Die anderen Jungs wurden heute durch den Ortsvorsteher im Gemeindezentrum eingesetzt. Das Gemeindezentrum hat eine besonders tragische Geschichte während der Flut. Von hier aus wurden alle Hilfseinsätze der ersten Hochwasserwelle koordiniert. Hier sammelte man die Kleiderspenden und hier trafen sich die Helfer. Als der erste Dreck und Müll bereits beseitigt wurde und die Bevölkerung Mut gefasst hat, setzte die zweite Hochwasserwelle ein. Diese vernichtete alle Kleider- und Sachspenden. Da alles völlig verschimmelt und verdreckt war, hatten wir hier die Aufgabe, Brauchbares von Müll zu trennen. Auch hier wurde ein großer Teil des Mobiliars entsorgt, der andere Teil gereinigt. Außerdem mussten wir den gesamten Parkettbogen rausreißen. Es wird hier noch lange dauern, bis Normalität einsetzt und alles wieder aufgebaut werden kann.“

Am Sonntag trafen die Gruppen wieder im Raphaelshaus ein. Müde und voller berührender Erlebnisse und Begegnungen mit Menschen, die in existentieller Not sind. Aber auch stolz darüber mit eigenem Engagement eine Geste der Hilfsbereitschaft geleistet zu haben- ganz im Sinne von Erich Kästner: „Es gibt nichts Gutes – außer man tut es!“
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