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Sprachförderkonzept bereits für Kinder in den ersten Lebensjahren - NeFF ist wieder Vorreiter

20.04.2010 / 0:55 Uhr — duz

Pressefotos Das Netzwerk für Familien (NeFF) hat schon wieder Neuland betreten und das "Dormagener Modell" um eine Variante bei der Sprachförderung bereichert. Haben die Beteiligten bislang "immer am Defizit gearbeitet", wie Uwe Sandvoss vom Jugendamt mit Blick auf das Sprachförderkonzept für Kinder ab drei Jahren feststellt, so sollen künftig die Fördermaßnahmen bei den deutlich Jüngeren einsetzen. Tatsächlich zeigten nahezu 30 Prozent aller Dormagener Kinder bei den Schuleingangsuntersuchungen des Gesundheitsamtes Sprachprobleme - "eine auch in anderen Städten durchaus übliche Quote", beobachtete Johannes Polke vom Kinderjugendärztlichen Dienst des Rhein-Kreises Neuss. Die Konsequenz ist der Versuch, Sprachdefizite gar nicht erst entstehen zu lassen. "Praxisorientierte Konzepte für die Unterstützung von Kindern bei der Sprachförderung in den ersten beiden Lebensjahren gibt es aber offenbar nicht", erklärt Christiane Jungbeck, Leiterin des katholischen Familienzentrums St. Katharina in Hackenbroich. "Deshalb ist uns nichts anderes übrig geblieben als ein solches Konzept selbst zu entwickeln."

Bereits mit dem Babybegrüßungspaket, das Mitarbeiter des Jugendamtes nach der Geburt des Kindes überbringen, erhalten die Dormagener Eltern jetzt einen von den Fachkräften selbst entwickelten Sprachförderkalender. Er zeigt die Phasen der Sprachentwicklung und verdeutlicht, was ein Kind im Alter von 9, 12 oder 18 Monaten schon alles können sollte und macht konkrete Fördervorschläge an die Adresse der Eltern. Im Ratgeber finden sich so auch ganz praktische Hinweise und Ratschläge, etwa den, dass Eltern ihr Kind beim Anschauen von Kinderbüchern zur Benennung der Bilder animieren sollten ("Wie macht die Katze?"). Christiane Jungbeck verdeutlicht die Möglichkeiten des spielerischen Spracherwerbs: "Zu den Grundregeln für Eltern gehört auch, dem Kind aufmerksam zuzuhören, es anzuschauen, wenn man mit ihm spricht und es nicht zu verbessern, während es noch redet." Eltern sollten die Dinge, für die sich ihr Kind gerade interessiert, immer benennen und kommentieren ("Den Ball? Willst du den Ball?"). So erleichtern sie ihm den Spracherwerb.

Passend zu den jeweiligen Altersphasen folgen in dem Ratgeber weitere Hinweise. So sollten Eltern spätestens etwa ab dem zwölften Lebensmonat ihres Kindes die Babysprache abstellen und korrekte Bezeichnungen verwenden (essen statt "ham – ham" oder schlafen statt "heia"). Um die Eltern auch zum gemeinsamen Singen mit Kindern zu animieren, hat das Familien-Netzwerk zusätzlich ein kleines Liederheft zusammengestellt. "Es enthält auch Lieder in türkischer Sprache, wir wollen ja alle Eltern erreichen", sagt Uwe Sandvoss.

Die vom Jugendamt geförderten Dormagener Babyclubs bieten künftig zudem zusätzliche Elternbildungskurse zur Sprachförderung an. In den Familienzentren stehen inzwischen Boxen mit Spielen, Büchern und CDs bereit, die von den Eltern unentgeltlich ausgeliehen werden können. Die ersten zehn Boxen im Wert von über 100 Euro wurden dabei von der Firma Ineos gesponsert. "Wir waren sofort von der Idee überzeugt", begründet Dr. Anne-Gret Iturriaga Abarzua von Ineos die Anschubfinanzierung. Sandvoss hofft auf Unterstützer für die Anschaffung von weiteren 40 Boxen, damit in den demnächst zehn Familienzentren je fünf Boxen vorrätig sind. Eine Box samt Inhalt kostet 120 Euro.

Einem Prinzip ist die Stadt treu geblieben: Das Projekt wurde erneut im Dialog mit vielen Fachkräften unterschiedlichster Einrichtungen entwickelt. "Ein großes Dankeschön gilt den Mitwirkenden, die sich in vielen, auch ehrenamtlichen Stunden für dieses Ergebnis eingesetzt haben", stellt Fachbereichsleiter Gerd Trzeszkowski heraus. Als Geschäftsführer der gemeinnützigen Sozialdienst GmbH freut er sich auf Einnahmen, die wieder ins Projekt gesteckt werden: "Es melden sich bestimmt wieder viele Kommunen bei uns, die Informationen haben möchten." Die erhalten sie auch gegen eine Gebühr.

Das Foto zeigt die Projekt-Beteiligten samt Kindern im Katholischen Familienzentrum St. Katharina in Hackenbroich. An der zweijährigen Entwicklungsarbeit waren neben dem zuständigen städtischen Fachbereich unter anderem der Kinderjugendärztliche Dienst des Kreises sowie Fachkräfte aus den Dormagener Familienzentren, Logopädin Anja Leszczenski und das "familienforum edith stein" beteiligt. Foto: Detlev Zenk
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