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Nachlass aus dem KZ Buchenwald ging an die Gesamtschule

14.04.2010 / 16:14 Uhr — Uwe Koopmann

Pressefotos Helmut Diessner überlebte sieben Jahre, vom 20. April 1938 bis zum 11. April 1944, unter ständiger Lebensgefahr die Gewalt und den Terror des Konzentrationslagers Buchenwald. Der Jahrestag der Befreiung der Häftlinge vor 65 Jahren wurde in diesen Tagen gedacht. 250.000 Häftlinge waren in Buchenwald inhaftiert. 21.000 erlebten die Befreiung im Lager. Das dankbare Gefühl der Überlebenden war gepaart mit der Trauer über die etwa 56.000 Toten des Lagers. Der Nachlass Helmut Diessners mit wertvollen Dokumenten aus seiner KZ-Haft wurde der Bertha-von-Suttner-Gesamtschule Dormagen übergeben (Foto unten).

Geboren wurde Helmut Diessner am 29. Januar 1915 in der heutigen Stadt Zittau. Nach der Befreiung aus dem KZ Buchenwald lebte er zunächst in Weimar und seit 1954 mehr als 50 Jahre in Düsseldorf, wo er mit über 90 Jahren starb. Die Gesamtschule besuchte er viele Male und berichtete dort in der ihm eigenen bescheidenen Weise und gleichwohl voller Humor über seinen Überlebenskampf und die große Solidarität von Mithäftlingen, die ihn mehrfach vor dem Tode retteten.

Eine der beeindruckendsten Begegnungen für die Schüler, aber auch für die Lehrer war Diessners gemeinsamer Auftritt in der Schule mit Roger Trugnan, einem französischen Mithäftling, der vor Kriegsende noch aus dem Lager Auschwitz nach Buchenwald verschleppt worden war, und mit Clarence Reno, einem US-Soldaten, der versuchte, das Leben der nun befreiten Häftlinge zu retten. Viele von ihnen starben in seinen Armen. Sie waren wegen der Qualen und Entbehrungen bereits vom Tode gezeichnet. Clarence Reno hatte Tränen in den Augen, als er über diese Momente berichtete. Mit Roger Trugnan und Helmut Diessner besuchte die Schülervertretung das Konzentrationslager Buchenwald.

Zeugnisse aus der Zeit,
als es Deutschland nicht mehr gab


Zu dem Nachlass Diessners gehören seine Armbinde mit dem Aufdruck „Buchenwald“ und einem roten Dreieck, das ihn als politisch Verfolgten kennzeichnet. Hinterlassen hat er zahlreiche Fotos aus den ersten Tagen nach der Befreiung. Sie zeigen auch die Leichenberge. Ein vorläufiger Ausweis wurde ihm ausgestellt. Dort wird als letzte Adresse vor der Inhaftierung in Buchenwald das Zuchthaus Bautzen angegeben, in dem er wie auch im Zuchthaus Waldheim zuvor eingekerkert war.

Diessner versuchte zunächst in Weimar, der Stadt von Goethe und Schiller, zu überleben. Er verkaufte mit ausdrücklicher Unterstützung der Alliierten die Broschüren „Das war Buchenwald. Ein Tatsachenbericht“ und „Die Wahrheit über das Konzentrationslager Buchenwald“. Beide Bücher enthalten zahlreiche Berichte, Fotos, Karten und Zeichnungen. Ergänzt wird die Sammlung durch zwei Ausgaben der hektografierten „Buchenwalder Nachrichten“ vom 30. April und 10. Mai 1945. Ein Kleinod ist die handschriftlich mit Bleistift verfasste stichwortartige Übersicht zu seinen Verhören und Prozessen. – Noch heute gibt es zwischen der Schule und der Tochter Helmut Diessners zahlreiche Kontakte.

Die Schülervertretung (SV) der Bertha-von-Suttner-Gesamtschule Dormagen engagiert sich seit dem Jahr 2000 intensiv in der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und seinen Auswirkungen. Ursprung war der Protest gegen die zögerliche Entschädigung für die Opfer des NS-Regimes. Ein Schwerpunkt war daher die Zusammenarbeit mit ehemaligen Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen aus Russland, den Niederlanden, Frankreich, Polen, Tschechien und Deutschland sowie des US-Soldaten Clarence Reno, der an der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald beteiligt war.
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