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In Amsterdam auf der Suche nach Anne Frank

25.05.2009 / 16:30 Uhr — Uwe Koopmann

Pressefotos Amsterdam/Dormagen. Ausgestattet mit Tagebuchauszügen und Straßenkarten begaben sich die Schülerinnen und Schüler der Klasse 8 D der Bertha-von-Suttner-Gesamtschule Dormagen auf die Suche nach Anne Frank in Amsterdam. Untersuchen wollten sie nicht nur die Stationen der Verfolgung und Verhaftung, sondern auch die Plätze, an denen die Niederländer in dieser Zeit offenen und mutigen Widerstand gegen die Besatzungstruppen aus Nazi-Deutschland leisteten.

Wie ein unsichtbarer Schatten begleitete sie dabei eine Dormagenerin: Fanny Bamberg-Dahl, die – vor fast genau 70 Jahren – am 20. Mai 1939 nach Amsterdam floh. Sie wohnte in der Schipbeekstraat 15, keine 500 Meter von Annes erster Wohnung, Merwedeplein 37, entfernt. Etwa auf halber Strecke zwischen beiden Wohnungen entdeckten die Jungen und Mädchen die „Oase“, die Anne in ihrem Tagebuch am 20. Juni 1942 beschreibt. Damals war es eine Eisdiele, heute ist es eher ein kleines orientalisches Restaurant, in dem es aber immer noch leckeres Eis gibt.

In der „Oase“ legten die Dormagener ihre Mittagspause ein. Zuvor hatten sie den Aufgang zu Annes Wohnung in der Merwedeplein besetzt und sich mit dem „Anne-Denkmal“ fotografieren lassen, das sie als Schulkind zeigt. Wie es Anne nach den Schulstunden ging, verdeutlichte das „Kindermonument“ an der Gaaspstraat. Es zeigt fröhlich spielende Kinder und traurige Kinder, getrennt durch eine Mauer, denen es verboten ist, auf dem Spielplatz zu spielen.

Wie diese verschiedenen Seiten das Leben der Anne Frank bestimmen, zeigt die große blaue Vorderfront ihrer ehemaligen Schule in der Niersstraat 41. Über die ganze Front sind Auszüge aus dem Tagebuch abgebildet. Anne wohnte noch im Haus Merwedeplein 37, da wurden am 22. und 23. Februar 1941 die ersten 400 Juden aus Amsterdam ins Konzentrationslager Mauthausen verschleppt. Die Amsterdamer wehrten sich heldenhaft dagegen. Zwei Stationen dieses Widerstandes besuchten die Dormagener Schüler: den Noordermarkt und die Remise Lekstraat, den „Schlafplatz“ für die Straßenbahnen. Die Straßenbahn-Garage war ein Ort, an dem am 25. Februar 1941 der Generalstreik der holländischen Arbeiter begann. Der andere Ort war der Noordermarkt. Hier rief Dirk van Minwegen zum Streik auf. Die inzwischen schon von den Deutschen verbotene Niederländische Kommunistische Partei forderte den Generalstreik, eine Forderung, die begeistert von Tausenden aufgenommen wurde.

Noch über ein Jahr, bis zum 6. Juli 1942, lebte Anne Frank in einer eingeschränkten Freiheit. Dann musste sie sich hinter der „Geheimtür“, die als Bücherregal im Haus Prinsengracht 263 getarnt war, verstecken – und wurde dennoch am 4. August 1944 verraten, verhaftet und ins „Konzentrationslager“ Westerbork verschleppt. Diesen Weg musste Fanny Bamberg-Dahl aus Dormagen schon zwei Jahre früher, am 12. September 1942, gehen. Ihr Leben endete im September 1942 in Auschwitz. Anne starb wenige Wochen vor Kriegsende im KZ Bergen-Belsen.

Diese Verbrechen der Nazis an den Juden aus den Niederlanden und auch aus Deutschland, aber auch an den deutschen und holländischen Widerstandskämpfern führten über viele Jahre dazu, dass die Deutschen im Nachbarland mit Misstrauen beobachtet wurden. Es blieben nach der Fahrt noch viele Fragen offen. Nach Antworten wird weiterhin geforscht – im und außerhalb des Unterrichts.
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