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Neue Stolpersteine und erschütternde Dokumente

04.12.2008 / 16:17 Uhr — Redaktion

Pressefotos „Wir gedenken heute der Opfer der Judenverfolgung und der Shoah bei uns in Dormagen. Da fällt es schwer, in diesem Zusammenhang von „Freude“ zu sprechen“, betonte Bürgermeister Heinz Hilgers anlässlich der erneuten Verlegung von Stolpersteinen. Froh aber war er über die Beteiligung von insgesamt mehr als 100 Schülerinnen und Schülern. Hilgers: „Viele von euch sind schon am 9. November dabei gewesen, als wir uns zur Erinnerung an die Reichspogromnacht auf dem jüdischen Friedhof an der Krefelder Straße versammelt haben. Wachsam bleiben, das war unser Motto – wachsam vor allem denjenigen gegenüber, die auch bei uns in letzter Zeit immer häufiger vor Schulen lauern, um jugendliche Erstwähler mit ihrem menschenverachtenden und rassistischem Gedankengut zu verführen. Heute gedenken wir gemeinsam der Menschen, die in unserer Stadt schon einmal zum Opfer solcher radikaler Hassparolen wurden.“

Stolpersteine wurden verlegt für Max, Sofie und Jakob Dahl, die ehemals in Stürzelberg an der Biesenbachstraße 12 wohnten, Rudolf Euteneuer, einstmals daheim im Dormagener Raphaelshaus, Sophie Schüller aus der Marktstraße 9, Josef, Erna und Julchen Willner, die ihr Haus an der Kölner Straße 143 hatten und für Karl und Grete Gottschalk von der Kölner Straße 127. Nur zwei dieser Mitbürger haben den Holocaust überlebt: Karl Gottschalk, der 1938 in die USA flüchtete, und Sophie Schüller, die sich mit ihrer Familie in Köln verstecken konnte. Alle anderen wurden in den Jahren 1941 und 1942 ermordet.

Das Schicksal dieser jüdischen Mitbürger ist von den Schülerinnen und Schülern detailliert in nahezu einjährigen Recherchen nachgezeichnet worden. Sie haben dabei zum Teil neue Erkenntnisse zu Tage gefördert und erschütternde Dokumente ausfindig gemacht – wie die Liste, die die Deportation von Max, Sofie und Jakob Dahl ins Ghetto Minsk belegt, wo alle drei ermordet wurden.

Es gab aber auch eine schöne Erfahrung bei den Recherchen, die jetzt im Kulturhaus präsentiert wurden. Den Schülern ist es gelungen, zwei Jugendfreundinnen wieder zusammen zu bringen: Hanni Paschek-Dahl, vor deren Metzgerei an der Kölner Straße vor drei Jahren die ersten Stolpersteine verlegt wurden, und Dagmar Avital, die eigens aus Berlin angereist war. Sie ist die Enkelin von Bertha Erna Neuburger, für die 2006 auch bereits ein Stolperstein ins Pflaster der Kölner Straße eingelassen wurde.

„Die Toten stellen Aufgaben“ – diesen Satz hat einmal eine KZ-Überlebende gesagt. Mit der Aktion Stolpersteine soll den Opfern wieder ein Name und eine Identität gegeben werden. Für das starke Engagement dankte Hilgers den beteiligten Schülerinnen und Schülern der Realschule Hackenbroich, des Bettina-von-Arnim-Gymnasiums, des Norbert-Gymnasiums Knechtsteden, der Realschule am Sportpark und der Bertha-von-Suttner-Gesamtschule sowie der Otmar-Alt-Gruppe des Raphaelshauses, wo anschließend der erste Stolperstein in einem deutschen Jugendhilfezentrum verlegt wurde. „Auch das hat, wie so vieles im Raphaelshaus, Vorbildcharakter“, machte der Bürgermeister deutlich.

Hilgers zitierte eine Bremer Bürgerin, die anlässlich einer Stolpersteinverlegung in ihrer Stadt gesagt hat: „Oft werden es Kinder sein, die die Stolpersteine entdecken. Sie sind näher am Boden und neugieriger auf ihre Umgebung als wir Großen. Und wenn sie dann fragen „Mama, was steht da?“ dann liegt es an uns… Es liegt an uns, ob wir ihnen erzählen, wer in den Häusern unserer Stadt gewohnt hat und warum all diese Menschen verschwunden sind, oder ob wir sie schnell da wegzerren, um unbequemen Fragen aus dem Weg zu gehen.“

Bereits zum vierten Mal war der Kölner Künstler Gunter Demnig (Foto oben links zusammen mit Heinz Hilgers und Dr. Heinz Tenhafen, dem Vorsitzenden des Partnerschaftsvereins Dormagen - Kyriath Ono) zu Gast in Dormagen. Nach der Verlegung der zehn weiteren Stolpersteine gibt es nunmehr 35 im Stadtgebiet. Fotos: Stadt Dormagen
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