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„Zweimal Springbock mit Pommes, bitte!“ - Aus dem Leben eines Dormageners in Namibia

02.03.2008 / 12:47 Uhr — Aus Namibia berichtet Chrischa Zöllner

Pressefotos Windhoek/Dormagen. Die Schrauben sind so klein, dass man sie mit dem bloßen Auge kaum erkennen kann. Und was sich hinter der Abdeckung – geschweige unter dem Akku – eines normalen Mobiltelefons versteckt, sind für den Laien sowieso spanische Dörfer: Kontakte, Drähte, undefinierbare Elektronik-Bausteine. Benedikt Zöller verschafft sich einen Überblick, zupft ein Kabel zurecht und setzt den ganzen Baukasten in minutenschnelle wieder zusammen. Das Display des Telefons leuchtet wieder, als wäre nichts gewesen. Kein spanisches Dorf für den 29jährigen Dormagener, sondern Alltag in der Hauptstadt Namibias, in Windhoek, South-west Afrika.

Das schmucke Städtchen liegt auf 1650 Metern Höhe malerisch in einem Talkessel, gesäumt von den Erosbergen im Norden und den Auas Bergen im Süden. Nach Westen hin erstreckt sich das Khomas Hochland in Richtung Namib und Küste. Wie im Paradies. „Ben’s Paradise“ und zweimal „Zoeller Electronics“ – diese drei Ladenlokale verteilen sich im Zentrum von Windhoek. Insgesamt 12 Angestellte kümmern sich um des Kunden liebstes Kind: um das Cell-Phone oder kurz gesagt, um´s Handy. Seit rund drei Jahren lebt Ben Zöller in Namibia, in der Heimat seiner Frau Sara. Seit einem Jahr ist Sohn Simon Mittelpunkt der Familie und geht schon mit den Telefonen um, als sei ihm dies mit in die Wiege gelegt worden.

Wie kommt man von Dormagen nach Windhoek? „Wir haben beide als Orthopädie-Techniker in Dormagen gearbeitet“, erzählt Ben. Dann ging´s nach England. Und nach diesem fast dreijährigen Zwischenstopp in Liverpool wieder nach Hause. Zumindest für Sara. „Aber auch ich habe hier schnell Wurzeln geschlagen“, erinnert sich Ben. Und von Fuß-Prothesen zu Reparaturen von elektronischen Kleinteilen war es auch nicht mehr weit. Ein bisschen technisches Verständnis, der Rest war Übungssache. Learning by doing. Wie so vieles in Afrika. Das Sonnendach in seinem Garten ist ebenso selbstgebaut wie der Grill, der ein altes Fass zum neuen Glanz erweckt hat. Oder der alte VW-Bus, der mit dritter Achse seit über 30 Jahren läuft.

Ein Giraffen-Schädel ziert den einzigen Baum auf der Terrasse. Nicht selbst geschossen, sondern selbst gefunden. Darauf legt Ben großen Wert. Dennoch: Eine geladene Waffe steckt er ein, wie andere Visitenkarten einstecken. Dieser Schutz müsse sein. „Kriminalität ist klar ein Thema. Aber auch nur eines von vielen. Und dazu gehören eine Menge in Namibia - eine Menge schöner Dinge“, sagt Zöller. „Insgesamt verläuft das Leben hier etwas ruhiger. Die Menschen sind ausgeglichener, das ist schon anders. Einiges ist aber auch wie in Deutschland.“ So seien gute Qualität und Schnelligkeit auch hier das A&O für einen erfolgreichen Dienstleister. Und dies müsse ständig weiter entwickelt werden.

Traumhaft für Ben und seine Familie ist immer wieder der Ausflug in das weite Land. Ein paar Kilometer hinter Windhoek verlässt man die geteerten Straßen und kommt auf die Schotterpiste. Der Trubel der 270.000 Seelen-Stadt verblasst dann schnell. Hier gelten andere Regeln, der Handy-Empfang wird schwächer. Wieder eine völlig andere Welt, denn hier regiert die Natur. Zebras, Giraffen, Gnus und Springböcke sind nicht selten, den Löwen und Leoparden will man in der Wildnis gar nicht zu nahe kommen. „Wir sind hier eben nicht im Zoo. Vielen Touristen ist das nicht bewusst.“ Bens Lieblingsplatz: Die Spitzkoppe. Ein Berg, der im Abendlicht an den Ayers Rock in Australien erinnert. Hier drehte Roland Emmerich unter anderem für sein Steinzeit-Epos „10.000 B.C.“, der jetzt in den deutschen Kinos anläuft.

Von hier aus ist es nicht mehr allzu weit zum Etosha National-Park, wo sich gerade in der Trockenzeit Löwen, Elefanten, Nashörner usw. ein Stelldichein geben. „Die Vielfalt des Landes ist enorm, das gilt auch für die unterschiedlichsten Lebensweisen der Menschen hier. Armut und Wohlstand wechseln sich ab.“ Abends in Windhoek sitzen wir in Joe’s Beerhouse und schauen auf die Karte. Zebra, Strauß oder Krokodil? „Zweimal Springbock, aber mit Pommes bitte!“ Afrika ist anders. Manchmal. Und das ist auch gut so.

Die Bilder zeigen Benedikt Zöller im Umfeld von Zoeller Electronics, mit Sohn Simon, und in der Natur, wo er in Richtung Spitzkoppe deutet. Dort drehte Roland Emmerich 10.000 B.C.
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