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Otto: "Erst einmal die Qualifikation überleben"

30.08.2007 / 0:24 Uhr — www.leichtathletik.de

Pressefotos Osaka/Dormagen. Heute geht´s drum: Stabhochspringer Björn Otto vom TSV Bayer Dormagen bestreitet die Qualifikation bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft. In Leverkusen übersprang er zuletzt 5,90 Meter und ist damit Vierter der Jahres-Weltbestenliste und Europas Nummer eins. Das nachfolgende Interview mit dem Biologie-Studenten haben wir auf www.leichtathletik.de gefunden.

"Björn Otto, Sie sind beim vorletzten Testwettkampf 5,90 Meter gesprungen, sind plötzlich Europas Jahresbester und Vierter der Weltrangliste. Mit welchen Erwartungen gehen Sie in Osaka an den Start?"
Björn Otto: "Meisterschaften haben immer ihre eigenen Gesetze. Es sind schon viele Top-Leute in der Qualifikation hängen geblieben. Deshalb lautet mein Hauptziel erstmal, die Quali zu überleben. Dann gibt es zwölf Finalisten und von denen kann sicher jeder Weltmeister werden. Auch ich, wenn ich dabei bin."

"Das Stadion in Osaka ist sicher auch eine Herausforderung für die Springer angesichts häufig wechselnder Winde."
Björn Otto: "Ja, dazu kommen eine enorme Luftfeuchtigkeit und hohe Temperaturen. Aber das sind Bedingungen, gegen die alle ankämpfen müssen. Von daher mache ich mir da nicht allzu viele Sorgen."

"Die deutschen Stabhochspringer reisen seit vielen Jahren als Mitfavoriten zu Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen. Doch seit dem dritten Platz von Andrej Tiwontschik 1996 in Atlanta sind sie stets leer ausgegangen. Der letzte deutsche Freiluft-Sieger war Wolfgang Nordwig 1972 in München. Wird sich das in diesem Jahr ändern?"
Björn Otto: "Eine WM-Medaille ist schwer vorherzusagen. Ich hoffe zwar, dass wir unser Potenzial umsetzen, aber vorhersehen kann man das nicht. Mein Ziel lautet jedenfalls hoch zu springen und dann ergibt sich eine gute Platzierung hoffentlich von alleine. Eine Garantie ist aber auch das nicht, wie man 2000 in Sydney gesehen hat, als Michael Stolle wie der Olympiasieger 5,95 Meter sprang, sich aber auf Grund der Fehlversuchsregel mit Platz vier begnügen musste."

"Prognosen im Stabhochsprung fallen schwer ..."
Björn Otto: "Das hat man ja auch vor zwei Jahren in Helsinki gesehen, als plötzlich der Niederländer Rens Blom mit 5,80 Meter gewann. Den hatte vorher niemand als Goldkandidat auf der Rechnung."

"Hilft es eigentlich, dass der deutsche Stabhochsprung auch in der Breite so stark ist?"
Björn Otto: "Bei nationalen Meisterschaften ist das erstmal immer ein Luxusproblem, denn dadurch ist es sauschwer, sich für internationale Titelkämpfe zu qualifizieren. Meist kommen dafür ein halbes Dutzend Springer in Frage. Wenn man dann bei einer EM, WM oder Olympia an der Anlage steht, ist es auch nur bedingt hilfreich. Denn wenn es drauf ankommt, ist jeder, der vor mir steht, ein Gegner. Wir sind schließlich Individualsportler. Springen muss man selber. Ist dann jedoch jemand ausgeschieden, hilft er den Teamkollegen und das kann schon ganz nützlich sein."

"Wie hoch werden Sie in Osaka springen müssen, um in den Bereich der Medaillen zu kommen?"
Björn Otto: "Ich denke, wer 5,70 Meter springt, kann die Quali gut überleben. Aber einen Blumentopf gewinnst du damit nicht. Um vorn dabei zu sein, musst du schon 5,90 Meter oder höher springen. Da würde ich gern hin."

"5,90 Meter haben Sie in diesem Jahr in der Halle und im Freien schon geschafft. In der Halle versuchten Sie sich sogar zweimal vergeblich an den magischen 6 Metern. Was sagt Ihnen Ihr Gefühl, wie groß ist der Abstand bis dahin noch?"
Björn Otto: "Das ist eine Höhe, die im Grenzbereich liegt. Da muss schon alles passen, damit ich die springen kann: das Wetter, der Stab, der Abstand der Ständer und vieles mehr. Von daher ist es wurscht, was mein Gefühl sagt. Es zählt nur, was man springt und deshalb lautet die Antwort: Mir fehlen noch zehn Zentimeter."

"In letzter Zeit gab es immer neue Enthüllungen zum Thema Doping. Vor allem der Radsport machte Negativ-Schlagzeilen, aber auch in der Leichtathletik wurden prominente Fälle wie der von Hammerwurf-Weltrekordlerin Tatyana Lysenko und 800-Meter-Hallen-Weltrekordlerin Jolanda Ceplak gemeldet. Glauben Sie, dass auch im Stabhochsprung gedopt wird?"
Björn Otto: "Ja. Man hört ja die dubiosesten Geschichten. Der Vorteil des Stabhochsprungs ist aber, dass er eine sehr technische Disziplin ist und Technik kann man sich nicht andopen. Schnelligkeit und Stärke bringt hier nur bedingt etwas. Du musst das auch umsetzen können. Deshalb ist Doping sicher nicht so vorteilhaft wie in Kraft- oder Ausdauersportarten. Ich will über dieses Thema aber lieber nicht so viel nachdenken, denn dann macht alles keinen Spaß mehr."

"Sie galten bisher immer als Hallenspringer und sind in Osaka erstmals bei Freiluft-Titelkämpfen dabei. In den Jahren zuvor ging es bei Ihnen unter freiem Himmel meist schief. Doch seit ihrem Sprung über 5,85 Meter im Vorjahr beim DKB-Cup-Finale in Elstal zeigt Ihre Leistungskurve nach oben. Welcher Knoten ist da geplatzt?"
Björn Otto: "Naja, man kann nicht sagen, dass es bisher immer schief ging. Ich bin ja schon einige Zeit unter den besten 20 der Welt dabei. Nun habe ich endlich die Konstanz, die mir vorher fehlte. Ich habe mit meinem Trainer Michael Kühnke ein paar Kleinigkeiten im Training geändert. Das zahlt sich aus. Was letztendlich aber das Entscheidende war, das weiß niemand."

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