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Religionsgemeinschaften für friedliches und sicheres Zusammenleben

01.02.2016 / 15:50 Uhr — Stadt Dormagen / bs

Pressefotos Dormagen. Mit einer „Erklärung für ein friedliches und sicheres Zusammenleben“ reagierten zahlreiche Dormagener Religionsgemeinschaften jetzt auf die Ängste nach den Straftaten in der Silvesternacht. Der gemeinsame Aufruf wurde von dem katholischen Pfarrer Peter Stelten, seinem evangelischen Amtskollegen Frank Picht, Dursun Pekdemir für den islamischen Religionsverein DITIB, Fiona Missaghian-Moghaddam für die Baháí-Gemeinde und Pastor Roger McCloy für die Baptistenkirche unterzeichnet. Auch Bürgermeister Erik Lierenfeld und Mehmet Güneysu als Vorsitzender des städtischen Integrationsrates gehören zu den Initiatoren.

Die Erklärung verurteilt in deutlichen Worten die sexuelle Gewalt, die in der Silvesternacht an Frauen verübt wurde. Solches Verhalten verstoße gegen das Grundgesetz wie auch die Menschenrechte und werde nicht geduldet. „Wer solche Straftaten begeht und sich gleichzeitig um Asyl in Deutschland bewirbt, kann kein Bleiberecht genießen“, heißt es in dem Text.

Besorgt zeigen sich die Initiatoren aber auch darüber, dass nach den Ereignissen in Köln und anderen Städten Flüchtlinge nunmehr oftmals „pauschal als Kriminelle verdächtigt“ würden. Nach allen vorliegenden Erkenntnissen sei der Anteil der Straftäter unter ihnen nach wie vor gering. Der weitaus größte Teil komme infolge von Krieg, Not und Verfolgung. Auch in Dormagen seien jedoch wachsende Vorbehalte spürbar. „Es häufen sich Kommentare, in denen Flüchtlinge diskriminiert und beschimpft werden. Dies bereitet uns ebenfalls Sorge und ist nicht zu akzeptieren“, erklären die Unterzeichner.

Der Rechtsstaat müsse auf die Ereignisse in Köln reagieren und dürfe sich in Zukunft nicht mehr so wehrlos zeigen. „Zu diesem Rechtsstaat gehört aber auch, keinen Menschen im Vorfeld zu verurteilen. Dies ist im Übrigen genauso Bestandteil aller Weltreligionen, die das Gute im Menschen sehen“, so die Erklärung.

Die Unterzeichner appellieren an alle Dormagener, an dem bisher offenen Umgang und der Hilfsbereitschaft gegenüber Flüchtlingen festzuhalten. Im Gegenzug wird von den Zuwanderern die Bereitschaft zur Integration gefordert. „Jeder, der in unserem Land lebt, muss die im Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland verankerten Grund- und Menschenrechte achten“, heißt es. Diese verfassungsmäßige Ordnung sei Grundlage des gesellschaftlichen Wirkens und nicht verhandelbar.

Die Erklärung endet mit den Worten: „Mit Geduld, Toleranz, Vorsicht und Achtsamkeit können wir das bürgerschaftliche Leben in Dormagen gestalten und Probleme meistern. Es liegt an uns allen. Bitte tragen Sie mit dazu bei, dass wir den sozialen Frieden erhalten und gemeinsam in unserer Stadt sicher leben können.“

Die Erklärung im Wortlaut:

Die sexuelle Gewalt, die in der Silvesternacht in Köln und anderen Städten gegen Frauen verübt wurde, hat uns alle verunsichert und abgestoßen. Solches Verhalten verstößt gegen unser Grundgesetz und die allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen und wird in unserem Land nicht geduldet. Wer solche Straftaten begeht und sich gleichzeitig um Asyl in Deutschland bewirbt, kann kein Bleiberecht genießen.

Auch bei uns in Dormagen haben vielen Menschen nach diesen Ereignissen Angst. Dies ist verständlich. Allerdings darf das nicht dazu führen, dass wir Flüchtlingen künftig nur noch mit Vorbehalten begegnen und sie pauschal als Kriminelle verdächtigen. Nach allen vorliegenden Erkenntnissen ist der Anteil von Straftätern unter ihnen weiterhin gering, wenn man von einzelnen Gruppen z.B. aus Nordafrika absieht. Gerade von rechtsgerichteten Kreisen wird jedoch versucht, die aktuellen Geschehnisse für fremdenfeindliche Parolen zu instrumentalisieren. Es wird ein allgemeines Gefühl der Bedrohung geschürt. Über die so genannten „sozialen Medien“ verbreiten sich auch in unserer Stadt Gerüchte und halbwahre Aussagen. Es häufen sich Kommentare, in denen Flüchtlinge diskriminiert und beschimpft werden. Dies bereitet uns ebenfalls Sorge und ist nicht zu akzeptieren.

Kein Mensch verlässt ohne schwerwiegenden Grund seine Heimat. Wenn Flüchtlinge zu uns kommen, geschieht dies in der Regel infolge Krieg, Not und Verfolgung – und weil die Betroffenen die allzu menschliche Hoffnung auf ein besseres Leben haben. Wären wir hier in Deutschland in einer vergleichbaren Situation, hätten viele von uns die gleichen Hoffnungen und würden hilfesuchend in andere Länder ziehen. Jedoch kann dieser Wunsch nicht immer erfüllt und nicht jeder Flüchtling dauerhaft bei uns aufgenommen werden.

Unser Rechtsstaat muss auf die Ereignisse in Köln reagieren und darf sich in Zukunft nicht mehr so wehrlos zeigen. Wir sind nicht blind gegenüber Problemen. Zu unserem Rechtsstaat gehört aber auch, keinen Menschen im Vorfeld zu verurteilen. Dies ist im Übrigen genauso Bestandteil aller Weltreligionen, die das Gute im Menschen sehen. Würden wir den Glauben daran verlieren, wäre dies entsetzlich. Denn wie könnten wir uns ein Zusammenleben dann überhaupt noch vorstellen.

Lassen Sie uns in Dormagen deshalb bitte weiter an der offenen Begegnung mit Flüchtlingen festhalten. Unsere Stadt hat bisher überragende Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft gezeigt. Die persönliche Begegnung ist immer wieder auch der beste Weg, um Ängste abzubauen. Wir fordern von den Zuwanderern die Bereitschaft zur Integration sowie die Achtung unserer Gesetze und unserer Kultur. Jeder, der in unserem Land lebt, muss die im Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland verankerten Grund- und Menschenrechte achten. Diese verfassungsmäßige Ordnung bildet seit 67 Jahren die Grundlage unseres gesellschaftlichen Wirkens und Handelns. Sie ist nicht verhandelbar. Dies gilt für Zuwanderer, aber auch für all jene Mitbürger, die jetzt Hass und Gewalt gegen Flüchtlinge schüren.

Mit Geduld, Toleranz, Vorsicht und Achtsamkeit können wir das bürgerschaftliche Leben in Dormagen gestalten und Probleme meistern. Es liegt an uns allen. Bitte sorgen Sie mit dafür und tragen Sie dazu bei, dass wir den sozialen Frieden erhalten und gemeinsam in unserer Stadt sicher leben können.


Unterzeichner:
Erik Lierenfeld, Bürgermeister
Mehmet Güneysu, Dormagener Integrationsrat
Pfarrer Peter Stelten, Kath. Kirchengemeinde St. Michael
Pfarrer Frank Picht, Ev. Kirchengemeinde Dormagen
Dursun Pekdemir, DITIB Dormagen
Pastor Roger McCloy, Baptistenkirche Dormagen
Fiona Missaghian-Moghaddam, Baháí-Gemeinde Dormagen


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