Wir verwenden für unsere Webseite DORMAGO.de Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen zu Cookies erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung
Dormago: Internetportal für Dormagen

Nachricht

Abdel-Samad lehnt Toleranz gegenüber Intoleranz ab

09.05.2014 / 19:43 Uhr — duz

Pressefotos Selbst der berühmte letzte Platz blieb bei der Veranstaltung mit Hamed Abdel-Samad nicht leer: Einer der Personenschützer des LKA beobachtete aus der strategisch günstigen Position die Veranstaltung mit dem Autor in der City-Buchhandlung. Abdel-Samad, zuletzt mit außerordentlicher Präsenz in den einschlägigen TV-Talk-Shows, kann ohne die Begleiter nicht auftreten, seitdem Mordaufrufe gegen ihn veröffentlicht wurden. Seine kritische Auseinandersetzung mit dem Islam hat viele Gegner auf den Plan gerufen.

Hamed Abdel-Samad wusste, dass Andreas Thiel ehemals im Dormagener Handballtor stand. Und dass der TSV soeben in die 2. Liga aufgestiegen ist. "Sonst weiß ich nichts über Dormagen", bat der 42-Jährige zunächst um Verzeihung. Sein aktuelles Buch "Der Islamische Faschismus" lag gar nicht vor ihm, als er mit seinem einstündigen Vortrag begann. So las er eben nicht aus dem Buch sondern stellte dem Publikum seine Thesen vor. "Nicht alle, denn ich will ja auch, dass sie mein Buch kaufen", ließ er gar keine Zweifel an seiner weiteren Absicht aufkommen. Der Politologe ging auf die Anfänge des Faschismus ein und erkannte im Zuge seiner Recherchen deutliche Parallelen zwischen Islamismus und Faschismus. Dazu zähle die Betrachtung "der gesamten Gesellschaft als Block - es gibt kein Individuum."

Grundsätzlich hat Abdel-Samad "kein Problem mit Mohammed und dem Koran, wenn sie im 7. Jahrhundert bleiben." Damals gab es den Begriff Faschismus nicht: "Und mit den Maßstäben von heute kann ich niemanden von damals bewerten." Es sei aber auch falsch, diese Vergangenheit als Basis für das Leben im 21. Jahrhundert zu nehmen. Religionsfreiheit werde vom deutschen Grundgesetz in Artikel 4 ausdrücklich eingeräumt. "Doch schon in Artikel 2 ist die Rede vom Recht auf persönliche Entfaltung als Kern der Demokratie. Wenn ein siebenjähriges Kind mit dem Kopftuch in die Schule gehen muss, dann nimmt man dem Kind diese persönliche Entfaltung." Generell sei es im Übrigen nicht die Aufgabe des Staates, Kindern Religion beizubringen: "Religionskunde ist sinnvoll - mit allen Kindern der Klasse gemeinsam."

Sehr kritisch setzt sich Hamad Abdel-Samad mit den Islamverbänden auseinander. Deren Absicht, den gleichen Status wie beide Kirchen zu bekommen, lehnt er strikt ab. Das Ziel sei nämlich, die islamische Familie in den Griff zu bekommen und damit die Kluft in der Gesellschaft weiter zu vertiefen. Er wolle keinesfalls alle Muslime über einen Kamm scheren, es müsse klar differenziert und zwischen Ideologie und Menschen getrennt werden. Toleranz gegenüber Intoleranz "ist aber Dummheit und Feigheit." Wenig Verständnis hat der Autor für die Arbeit von vielen "Islamwissenschaftlern und selbst ernannten Nahostexperten." Denn mit ständigem "Verharmlosen und in Schutz nehmen tut man auch den Muslimen keinen Gefallen." Seine Position könne er in Moscheen nicht vortragen: "Ich werde nicht eingeladen, die Islamverbände wollen die Hoheit über den Koran behalten." Und auch im linken Lager werde er skeptisch betrachtet. Dort sagt man, "der Protest ist unser Ding. Da kommt einer sogar noch aus Ägypten, der uns die Deutungshoheit wegnimmt. Viele Linke haben da so viel Wut im Bauch."

Foto: Detlev Zenk
Auf FB Teilen E-Mail Drucker Zurück
Zur Startseite von Dormago.de oder zurück zu letzten Seite