Nachricht
"Die Gesamtschule hat einen Freund verloren" - Zeitzeuge Helmut Diessner verstorben
Pressefotos
Dormagen. Am 28. Januar starb Helmut Diessner, einen Tag nach dem Auschwitz-Gedenktag und einen Tag vor seinem 92. Geburtstag. Schulleiter Dr. Volker Hansen: „Die Bertha-von-Suttner-Gesamtschule hat einen Freund verloren. Schüler, Lehrer und Eltern sind dankbar, dass sie ihm begegnen durften.“
Die Schülervertretung (SV) hatte Diessner mehrfach als Gast eingeladen. Die Angehörigen legten fest, dass die Gesamtschule aus dem Nachlass Diessners alle Unterlagen und Fundstücke erhalten wird, die sich auf seine Inhaftierung in der Zeit des nationalsozialistischen Terrors beziehen. Die Schule ist dankbar für dieses Vermächtnis.
In verschiedenen Klassen berichtete er sachlich und bescheiden, aber ergreifend über seine Gefangenschaft in den Zuchthäusern Waldheim und Zwickau sowie die anschließende unmenschliche Haft im Konzentrationslager Buchenwald, die für ihn erst mit dem Tag der Befreiung durch die Erhebung der Gefangenen und den Einsatz der US-Armee am 11. April 1945 endete. Als 23-Jähriger war er am 20. April 1938 von der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) in Leipzig verhaftet worden und bis zum 15. September im Polizeigefängnis inhaftiert. In den Zeitzeugengesprächen erfuhren die Jungen und Mädchen, dass Diessner von der Gestapo über längere Zeit beschattet worden war, bevor er verhaftet wurde. Er gehörte keiner politischen Organisation oder Widerstandsgruppe an.
Die „Indizien“ für eine Verhaftung: Kontakte zu einem jungen Studenten in Prag, der ihn besuchte und dem auch er Besuche abstattete. Solche Kontakte waren den Nazis verdächtig. Als Andenken an seinen Vater bewahrte Diessner noch eine Pistole aus dem 1. Weltkrieg auf. Und schließlich hatte er „vergessen“, an Hitlers Geburtstag die Hakenkreuzfahne zu hissen. Daraus konstruierte die Nazi-Justiz eine Vorbereitung zum Hochverrat.
Über Jahrzehnte konnte sich Helmut Diessner nicht öffnen. Erst spät - nun hoch betagt im Kontakt mit den Schülern - wurde das anders. Drei Jahre lang, von 2002 bis 2004, war er mehrfach in der Schule, um zu berichten. Er beteiligte sich an internationalen Gesprächen, gemeinsam wurde das Konzentrationslager Buchenwald besucht.
Das Foto zeigt Helmut Diessner (mit Mütze) und Roger Trugnan (Mitte) inmitten einer Gruppe von Schülerinnen und Schülern der Bertha-von-Suttner-Gesamtschule Dormagen. 
Zur Startseite von Dormago.de oder zurück zu letzten Seite
03.02.2007 / 19:00 Uhr — Uwe Koopmann
Die Schülervertretung (SV) hatte Diessner mehrfach als Gast eingeladen. Die Angehörigen legten fest, dass die Gesamtschule aus dem Nachlass Diessners alle Unterlagen und Fundstücke erhalten wird, die sich auf seine Inhaftierung in der Zeit des nationalsozialistischen Terrors beziehen. Die Schule ist dankbar für dieses Vermächtnis.
In verschiedenen Klassen berichtete er sachlich und bescheiden, aber ergreifend über seine Gefangenschaft in den Zuchthäusern Waldheim und Zwickau sowie die anschließende unmenschliche Haft im Konzentrationslager Buchenwald, die für ihn erst mit dem Tag der Befreiung durch die Erhebung der Gefangenen und den Einsatz der US-Armee am 11. April 1945 endete. Als 23-Jähriger war er am 20. April 1938 von der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) in Leipzig verhaftet worden und bis zum 15. September im Polizeigefängnis inhaftiert. In den Zeitzeugengesprächen erfuhren die Jungen und Mädchen, dass Diessner von der Gestapo über längere Zeit beschattet worden war, bevor er verhaftet wurde. Er gehörte keiner politischen Organisation oder Widerstandsgruppe an.
Die „Indizien“ für eine Verhaftung: Kontakte zu einem jungen Studenten in Prag, der ihn besuchte und dem auch er Besuche abstattete. Solche Kontakte waren den Nazis verdächtig. Als Andenken an seinen Vater bewahrte Diessner noch eine Pistole aus dem 1. Weltkrieg auf. Und schließlich hatte er „vergessen“, an Hitlers Geburtstag die Hakenkreuzfahne zu hissen. Daraus konstruierte die Nazi-Justiz eine Vorbereitung zum Hochverrat.
Über Jahrzehnte konnte sich Helmut Diessner nicht öffnen. Erst spät - nun hoch betagt im Kontakt mit den Schülern - wurde das anders. Drei Jahre lang, von 2002 bis 2004, war er mehrfach in der Schule, um zu berichten. Er beteiligte sich an internationalen Gesprächen, gemeinsam wurde das Konzentrationslager Buchenwald besucht.
Das Foto zeigt Helmut Diessner (mit Mütze) und Roger Trugnan (Mitte) inmitten einer Gruppe von Schülerinnen und Schülern der Bertha-von-Suttner-Gesamtschule Dormagen.