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Häusliche Gewalt: Ein Alptraum in 14 Stationen einer Ausstellung

09.10.2012 / 19:20 Uhr — Stadt Dormagen

Pressefotos Dormagen. „Als ich ihn kennen lernte, verliebte ich mich Hals über Kopf in ihn. Ich lebte wie im Märchen.“ So schildert eine betroffene Frau den Beginn ihrer Ehe, die dann jedoch in einem Alptraum mündete: Zunächst verbale Attacken seitens des Partners, ständige Kontrollanrufe bei Freundinnen und andere Demütigungen, schließlich eskalierende körperliche Gewalt, begleitet von Gefühlen wie tiefer Ohnmacht und Verzweiflung. Kein Einzelfall. Nach einer 2004 im Auftrag des Bundesfamilienministeriums erstellten Studie hat jede vierte Frau bereits Gewalt in der Partnerschaft erlitten. Jede achte Frau ist zudem Opfer sexualisierter Brutalität geworden.

Über die schleichende Entwicklung einer solchen Gewaltbeziehung, aber auch mögliche Auswege informiert eine Ausstellung der Frauenberatungsstelle Neuss in der Stadtbibliothek am Marktplatz. In 14 Stationen gibt die Installation von Janne Gronen und Ursula Habrich einen eindrucksvollen Einblick in die Thematik.

„In Dormagen wurden im vorigen Jahr 98 Fälle häuslicher Gewalt gemeldet, die tatsächliche Anzahl dürfte aber weitaus höher sein“, berichtet die städtische Gleichstellungsbeauftragte Ingrid Fleckenstein als Mitveranstalterin der Ausstellung. Häusliche Gewalt kommt nach der Bundesstudie überall vor – in bildungsnahen wie bildungsfernen Schichten, in deutschen Familien wie auch bei Migranten, bei Führungskräften ebenso wie bei Arbeitern, Angestellten oder Hartz-IV-Empfängern.

Zu den Opfern gehören vielfach Kinder, selbst wenn sie selbst keine unmittelbare körperliche Gewalt erleiden. Für sie es ein traumatisches Erlebnis, Zeuge von Schlägen und Schreien zwischen den Eltern zu werden. Die Folgen reichen bis hin zu Todesängsten, körperlichen Symptomen und Verhaltensauffälligkeiten. „Wenig bekannt ist auch, dass sich die Problematik bis ins hohe Alter fortsetzt. In Seniorenheimen kommen derartige Übergriffe ebenfalls vor“, informiert die Gleichstellungsbeauftragte. In etwa zwei Prozent der gemeldeten Fälle sind Männer das Opfer häuslicher Gewalt.

Die Ausstellung der Frauenberatungsstelle will Vorurteilen und verharmlosenden Sprüchen wie „Streit kommt in jeder Familie vor“ entgegenwirken. Häusliche Gewalt ist keine Privatsache, sondern verstößt gegen das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit. Seit 2002 gilt in Deutschland zudem das Gewaltschutzgesetz. Es ermöglicht Frauen und Männern, zivilrechtlichen Schutz zum Beispiel durch ein Annäherungsverbot zu erhalten. Die Frauenberatungsstelle will allen Betroffenen Mut machen, Schamgefühle zu überwinden, die vorhandenen Hilfeangebote zu nutzen und sich aus einer scheinbar ausweglosen Situation zu befreien.

Die Ausstellung mit dem Titel „Und ich tanze durch die Nacht“ ist bis zum 15. November zu den normalen Öffnungszeiten (montags 10 bis 18 Uhr, dienstags 10 bis 20 Uhr, donnerstags 14 bis 20 Uhr, freitags 10 bis 18 Uhr und samstags 10 bis 14 Uhr) in der Stadtbibliothek zu sehen. Für Schulen bietet die Gleichstellungsbeauftragte gern Informationsmaterial zu dem Thema an, auch Führungen durch die Ausstellung können organisiert werden. Info telefonisch unter 02133/257-358.
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