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"Ich habe es nicht für möglich gehalten, in unserem Land noch einmal derart hässliche Nazi-Fratzen mit ihren schrecklichen Taten zu erleben"

15.12.2011 / 23:35 Uhr — Redaktion

Pressefotos Dormagen. Was nur Eingeweihte wussten: Bürgermeister Peter-Olaf Hoffmann äußerte sich heute in der letzten Ratssitzung des Jahres aus aktuellem Anlass zu Beginn in einer "Mahn- und Gedenkansprache" zum Thema Rechtsterrorismus. Für seine eindrucksvolle Rede erhielt er breite Zustimmung. Die Ratsmitglieder gedachten der Toten in einer Gedenkminute.

"Wir haben von den Morden der Zwickauer Nazi-Terroristen erfahren. Zehn Menschen sind - nach heutigem Wissensstand - deren Attentaten zum Opfer gefallen. Als mehr und mehr die Dimension deses Terrors offenbar wurde, habe ich mich geschämt", sagte Hoffmann. "Geschämt, weil ich es nicht für möglich gehalten habe, dass ich in unserem Land noch einmal derart hässliche Nazi-Fratzen mit ihren schrecklichen Taten erleben muss." Ihm mache die Frage Angst, was auch in unserer Stadt im Verborgenen möglich sein könnte. Und es mache ihn zornig, dass "unsere Sicherheitsbehörden so fürchterlich versagt haben." Und unüberhörbar: "Ich hoffe, wenigstens jetzt sind wirklich alle wach geworden. Damit meine ich nicht nur die Sicherheitsbehörden. Ich meine auch jene Bürger, die den geistigen Nährboden für solche Terroristen bereiten. Nämlich die, die so gerne die im gutbürgerlichen Mantel auftretenden Rechtspopulisten verharmlosen. Verharmlosen als diejenigen, die man doch nur aus Protest gewählt hat oder die, die doch auch schon mal gute Anträge stellen."

Bedrückend sei, dass es "so viele rechtsextremistische Tötungsdelikte bei uns in engem Umkreis von unter 100 Kilometern gegeben hat." Diese Tatsache sei ebenso schockierend wie die jetzige Erkenntnis nach über zehn Jahren, dass auch der Anschlag in der Kölner Keupstraße auf das Konto der Zwickauer Terrorzelle gehe. Hoffmann: "Die braune Gefahr bei uns ist näher, als wir alle geahnt hätten. Sie besteht in deutschen Parlamenten. Unabhängig davon, wie die erneute Debatte über ein NPD-Verbot ausgeht, kann kein vernünftiger Mensch leugnen, dass die NPD den geistigen Nährboden für Straftaten wie die der Zwickauer Terroristen bereitet. Sie ist der "politische Arm des Rechtsterrorismus" - so wurde sie in den vergangenen Tagen zu Recht bezeichnet. Auch bei uns in Dormagen heißt es: Wach sein und den Anfängen wehren. Politische Anträge im Stadtrat, beispielsweise den Integrationsrat abzuschaffen oder für Integrationsprojekte kein Geld mehr bereitzustellen, empfinde ich als Bürgermeister beschämend. Ich bin froh, dass alle gutwilligen und demokratischen Ratsmitglieder dafür eintreten, die Integrationsarbeit auszubauen."

Niemand solle in Dormagen Angst vor rechten Schlägern haben müssen. Hoffmann: "Wir müssen ein Bewusstsein dafür entwickeln: Egal, wo wir herkommen, wir alle sind Dormagener." Im neuen Jahr will der Bürgermeister ein Zeichen der Verbundenheit mit israelischen Freunden und ausländischen Mitbürgern setzen. "Ich beabsichtige, im Januar mit einer Delegation unsere Partnerstadt Kiryat Ono zu besuchen. Auch die Vertiefung der Freundschaft mit der türkischen Stadt Göynük soll ein Zeichen der Verbundenheit sein. Denn gerade türkische Mitbürger waren häufig Opfer rechtsterroristischer Attentate."
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