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Deichsondierung II: Verband sieht Handlungsbedarf

02.12.2011 / 1:18 Uhr — duz

Pressefotos Stürzelberg. In einem Teil der von 1997 bis 2001 erreichteten Deichanlage zeigten sich vor knapp zwei Jahren erhebliche Risse. Die zeit- und kostenintensive Untersuchung mit dem Titel Sondierung I zeigte auf, dass die Deichanlage vom Dorfplatz Stürzelberg bis zum Deichtor Uferstraße weder dem Planfeststellungsbeschluss entsprach, noch die erforderliche Standsicherheit garantieren konnte. Deshalb wurde vor der restlichen Untersuchung die Teilanlage "notertüchtigt". Anschließend beschloss der Deichverband Dormagen/Zons die Sondierung II und die Untersuchung der gesamten damals sanierten Strecke (ca 4 Kilometer). Die Ergebnisse liegen jetzt vor. Sie dürften die 4800 Mitglieder des Deichverbandes nur bedingt erfreuen. Zwar müsse sich dank der zusätzlichen Sicherungsmaßnahmen des Verbandes mittelfristig niemand ernsthafte Sorgen über die Standsicherheit der Anlage bei Hochwasser machen, betonte am Donnerstag Deichgräf Eduard Breimann. Außerdem verfügen Deichverband und Aufsichtsbehörde nun erstmals über umfassendes, hochwertiges "Bestandsmaterial". Doch die umfangreiche Mängelliste macht deutlich: "Eine Sanierung ist so schnell wie möglich einzuleiten."

Und das bringt die Handelnden in eine gewisse Zwickmühle. Einerseits muss damit begonnen werden, die dauerhafte Sicherheit der Anlage herzustellen. Andererseits können keine Maßnahmen ergriffen werden, die mögliche Regressansprüche gefährden. Denn die Sanierungskosten sollen nicht zuletzt die Verursacher der am Bau beteiligten Unternehmen tragen - das Ingenieurbüro Schulze und die ausführende niederländische Firma Hejmanns. Der Prozess dürfte einige Zeit dauern - ein Gerichtsgutachter ist bereits seit sechs Jahren tätig - und je nach Ausgang des Verfahrens ist eine Revision nicht ausgeschlossen. Breimann macht klar, was das bedeutet: "Ich bin nicht mehr in diesem Hause bis tatsächlich Geld geflossen ist." Er setzt im Übrigen auch "auf einen möglichst erheblichen Zuschuss durch das Land."

Die Untersuchung beschreibt insbesondere folgende Mängel:
- Zwangsspannungen infolge Temperaturlängenänderungen wurden nicht genügend berücksichtigt.
- Die Verankerungselemente der Aluminiumkragstützen waren aus rostfreiem Stahl herzustellen. Außerhalb der Anschlussmuffe wurde aber "normaler" Stahl für die Einbauteile eingesetzt.
- Die eingebauten Schraubanker wurden hinsichtlich der Standsicherheit nicht richtig bemessen. Das führt zu nicht ausreichenden Verankerungslängen der Bewehrung. Die seinerzeit als zulässig angenommenen Ankerkräfte für die Schraubverbindungen sind viel größer als die nun nach Zulassung erlaubten Lasten.
- Als Beton wurde ein B15 zur Herstellung des Kammerbetons zwischen den Spundwänden und den Verblendschalen eingebaut. Als Außenbauteil war diese Betongüte nicht ausreichend. Hinzu kommt eine sehr hohe Porosität infolge einer nicht ausreichenden Verdichtung. Die Dauerhaftigkeit der Betonbauteile ist daher nicht ausreichend.
- Das Verblendmauerwerk wurde hohlfugig hergestellt. Für die nachträgliche Verfugung wurde weder genug Mauermörtel ausgekratzt noch ein ausreichend dauerhafter Mauermörtel eingesetzt.
- Die vertikalen Dehnfugen zwischen den Vorder- und Rückseiten der Wand wurden versetzt angeordnet. Diese funktionieren bei der gewählten Ausführung nicht.
- Das Anschlussmauerwerk im Bereich der Deichtore kann nicht als druckwasserdicht angesehen werden.
- Die Qualmwasserproblematik wurde seinerzeit nicht gelöst.
- Gebrauchstauglichkeit, Dauerhaftigkeit und Dichtheit der Stahlbetonbauteile sind nicht ausreichend.
- Die "niederländische Bauart" der verklinkerten Spundwände ist nicht dauerhaft und hinsichtlich der Ausführungsqualität mangelhaft.
- Die Konstruktion der starr an die Schwergewichtswand angebundenen Stahlbetonwand am UCT-Gelände ist riss- und bruchanfällig.
- Verankerungen des mobilen Hochwasserschutzes sind teilweise nicht ausreichend (Heckhof und Deichtore).

Die Untersuchung der Kaimauer zeigt einen Bruch der Bewehrung (Foto oben), Risse, die sich ausdehnen (Foto Mitte) und einen mehrere Zentimeter breiten Spalt zwischen Stahlbetonwand und der anschließenden Spundwand (UCT-Gelände), Fotos: Deichverband.
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