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„Antisemitismus dürfen wir niemals tolerieren“
10.11.2025 / 16:34 Uhr — Dormago / duz
Foto: Dormago / duz

Viele Menschen nahmen am Sonntagabend an der Gedenkveranstaltung auf dem jüdischen Friedhof teil
Auch in diesem Jahr gestalteten Schülerinnen und Schüler mehrerer Dormagener Schulen die Gedenkfeier zur Reichspogromnacht, die sich gestern zum 87. Mal jährte. Am 9. November 1938 zündeten die Nationalsozialisten jüdische Synagogen, Schaufenster und Wohnhäuser in ganz Deutschland an. Das Nichtvergessen dieser Taten und die Erinnerung an die Opfer wird traditionell vom Partnerschaftsverein Dormagen - Kiryat Ono und dem städtischen Kulturbüro organisiert. In diesem Jahr fand die Veranstaltung in Zons statt, im nächsten Jahr wieder auf dem Friedhof an der Krefelder Straße.
Viele Menschen nahmen am Sonntagabend an der Gedenkveranstaltung auf dem jüdischen Friedhof teil
„Zur Zeit ist es leider so, dass es keinen Blick in die Geschichtsbücher braucht, um zu verstehen, wie zerbrechlich Frieden ist. Aktuell genügt ein Blick in die Nachrichten“, sagte Bürgermeister Erik Lierenfeld in seiner Rede. „Schreckliche Bilder von Kriegen zeigen uns, dass das Leid der Vergangenheit nicht abgeschlossen ist, dass Gewalt und Hass nie wirklich verschwinden, sondern immer wieder neue Formen finden.“ Nach Monaten des Kriegs in Israel und im Gazastreifen gebe es nun endlich Anzeichen für Hoffnung. Lierenfeld: „Wir hoffen inständig, dass dieser sehr fragile Beginn eines Friedensprozesses Bestand hat.“
Antisemitismus, in welcher Form auch immer, „dürfen wir niemals tolerieren - nicht in den sozialen Medien, nicht auf unseren Straßen, nicht in den Köpfen“, betonte der Bürgermeister. Es beginne mit Sätzen, mit Blicken, mit Ausgrenzung, und „endet, wenn wir nicht aufpassen, in Gewalt.“ Auch wenn Menschen derzeit „Unsicherheit, Erschütterung und auch Ohnmacht spüren“, sei es doch gerade jetzt wichtig, Haltung zu zeigen: „Wer Hass entgegentritt, verteidigt nicht nur andere, er verteidigt unsere gemeinsame Menschlichkeit. Bleibt standhaft und zeigt Haltung. Schreitet ein, wenn Menschen ausgegrenzt werden.“
Wenn Schüler sich mit den Ereignissen des 9. November 1938 auseinandersetzten, sei dies kein bloßer Teil des Geschichtsunterrichts. „Es ist ein Zeichen dafür, dass das ´Nie wieder` in unserer Stadt hoffentlich verstanden wird“, dankte Lierenfeld den Schülerinnen und Schülern sowie den Lehrkräften, die „unsere Gedenkfeier mit tollen Beiträgen aktiv mitgestalten.“ Sein Dank richtete sich zudem an alle, „die hier stehen und somit ihre Solidarität bekunden.“
Jugendliche der Bertha-von-Suttner-Gesamtschule, des Bettina-von-Arnim-Gymnasiums, der Realschule und des Leibniz-Gymnasiums Hackenbroich wollten bewusst „als junge Generation Haltung zeigen und Zeichen setzen.“ Sie beklagten den Anstieg des Antisemitismus, wünschten sich in ihren unterschiedlichen Wortbeiträgen, dass nie aufgehört werde, aus der Geschichte zu lernen und machten sich stark für Toleranz, Menschlichkeit und ein friedliches Miteinander. Die stellvertretende Vorsitzende des Partnerschaftsvereins Regina Nawrot sprach ein Gebet, ehe Erik Lierenfeld und Uwe Schunder, der Vorsitzende des Partnerschaftsvereins, ein Blumengesteck niederlegten. In der Zonser Friedenskirche gab es anschließend auf Einladung des Vereins Dormagen - Kiryat Ono einen Zusammensein, bei dem schmackhafte Suppen angeboten wurden.
