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9. Quilt-Triennale mit direkten Botschaften

11.10.2025 / 14:51 Uhr — Dormago / duz

Foto: Dormago / duz Diese Quilt-Arbeit von Adelheid Risi zeigt ein Alphorn in Originalgröße
Diese Quilt-Arbeit von Adelheid Risi zeigt ein Alphorn in Originalgröße Die Siegerarbeiten von Monika Sebert (rechts) und Christa Ebert
Die Siegerarbeiten von Monika Sebert (rechts) und Christa Ebert Handgeschriebene Notizen von Judith Mundwiler neben dem „Tuch der Demokratie“ von Gisela Hafer
Handgeschriebene Notizen von Judith Mundwiler neben dem „Tuch der Demokratie“ von Gisela Hafer
Zons. Alle drei Jahre ist Quilt-Zeit in Zons. Wer bei dem Wort Quilt an einen Kilt denkt, der liegt daneben. Ein Quilt kann einfach eine Steppdecke aus mehreren Lagen Stoff sein, die Wärme spendet. Wenn eine Vielzahl von Quilts aber im KreisMuseum Zons hängen oder liegen, dann handelt es sich um Kunst. Die von einer Jury aus 133 Arbeiten ausgesuchten 45 Objekte aus 11 Nationen sind jetzt im Rahmen der 9. Europäischen Quilt-Triennale zu sehen, die bis zum 5. Januar 2026 in Zons Halt macht. Die Arbeiten kommen direkt aus der Schweiz, wo sie im Textilmuseum St. Gallen zu sehen waren. Im Anschluss an die Zonser Präsentation wandert die Ausstellung ins finnische Tampere.

Auch diese Triennale ist bunt, aktuell und greift diverse gesellschaftspolitische Themen auf. Dabei geht es zum Beispiel um Umweltverschmutzung durch Plastikmüll, Gier nach Macht und Geld, die Bedrohung und Verletzlichkeit von Demokratie, Konflikte und Kriege, aber auch Volkskrankheiten wie Demenz und Pandemien, listet Prof. Dr. Frieder Hepp, Direktor des Kurpfälzischen Museums in Heidelberg im Vorwort des informativen Katalogs auf, der zum Preis von 15 Euro zu erwerben ist.

Der Doris-Winter-Gedächtnispreis in Höhe von 5000 Euro wurde geteilt, da nach Meinung der Jury zwei gleichwertige Arbeiten sich in Bezug auf ein aktuelles gesellschaftliches Thema sowie auf einer persönlichen Ebene ergänzen. Sowohl Monika Sebert („Kopflast!“) als auch Christa Ebert („Demenz - Versinken im Vergessen“) hätten eine direkte Botschaft, „mit der sich jeder identifizieren kann.“ Sebert hat Entfärbepaste linienhaft auf schwarzem Baumwollstoff aufgetragen: „Auf allen Kanälen prasseln Nachrichten von Ereignissen der Welt auf uns ein, sie müssen verdaut und im Kopf sortiert werden. Viele dieser Nachrichten fordern eine Positionierung, die mir oft nicht möglich ist. Alle zusammen trägt man sie Tag für Tag im Kopf mit sich herum.“ Das Werk von Christa Ebert berührt im besonderen Maße: „Ein altes Leinentuch wurde in der Erde vergraben. Seine Veränderung in Form, Farbe und Substanz steht für das bei Demenz typische Vergehen des Gedächtnisses und der Persönlichkeit. Das Eintauchen in die blaue, wellenförmig gequiltete Fläche stellt den langsamen und schleichenden Prozess dar.“

Weitere Preise gingen an die Slowakin Jessica Tonková für „Verbinden“ sowie an die Schweizerin Judith Mundwiler („Fragmente des Alltags“). Tonková wurde mit dem Nachwuchspreis für unter 40-Jährige ausgezeichnet. Ihre Absicht: Sie will das Band zwischen Mutter und Tochter herstellen: „Ich beteilige meine Mutter, die früher Näherin war, an meiner Arbeit. So kehrt sie in die Vergangenheit zurück. Es ist ein sich ständig weiterentwickelnder Prozess, ähnlich wie unser Verhältnis zueinander.“ Hierzu liegen Plus-Symbole auch im Umfeld des Werkes, die noch ergänzt werden können. Mundwiler erhielt den Preis für Innovation im großen Format. Die handgeschriebenen Notizen auf neonfarbenen „Post-its“ wirken wie kleine Fenster in die Vergangenheit. „Diese alltäglichen, oft persönlichen Gedankenstützen wurden nicht achtlos entsorgt, sondern zu einem lebendigen Zeitdokument zusammengefügt. Durch lockere Fadenschlingen und mit Schichten von Transparentpapier bleibt Vertrauliches verborgen und entsteht gleichzeitig eine besondere Textur.“

Gisela Hafer veranstaltete anlässlich des 175-jährigen Paulskirchenjubiläums in Frankfurt ein viertägiges Projekt unter dem Motto „Demokratie ist Handarbeit“. Heraus kam das „Tuch der Demokratie“. Adelheid Risi aus der Schweiz wurde für ihr „Alphorn“ von einem Foto der verstorbenen Eliane Burki inspiriert: „Ich wollte ein Alphorn in seiner ganzen Länge und in einem modernen Kontext zeigen.“

Dank der klugen Anordnung des Museumsteams unter Leitung von Karina Hahn erhalten die Besucher eine weitere Orientierungshilfe neben dem kostenlosen Audioguide, den die Besucher mit dem eigenen Smartphone abrufen können. Neben den 45 Objekten sind QR-Codes angebracht, die per Smartphone-Kamera zur Audiodatei führen. Wer das Angebot nutzen möchte, muss Kopfhörer und Smartphone dabei haben.

Die 9. Europäische Quilt-Triennale endet am 5. Januar 2026 - vom 23. Dezember bis zum 1. Januar bleibt das Museum geschlossen.
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag: 14 bis 18 Uhr
Samstag, Sonntag und Feiertags: 11 bis 18 Uhr

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