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„Auf Winterreise“: Begeisterndes Konzert mit Tiefgang

30.01.2025 / 21:32 Uhr — Dormago / duz

Foto: Dormago / duz Sorgten für eine wunderbare Veranstaltung, von links: Roger Nyssen, Frederik Schauhoff, Julia Hermanski, Manfred Fiedler (Heimatfreunde), Burçin Keskin, Utako Washio, Ralf Bodelier und Irmgard Kruse (Heimatfreunde)
Sorgten für eine wunderbare Veranstaltung, von links: Roger Nyssen, Frederik Schauhoff, Julia Hermanski, Manfred Fiedler (Heimatfreunde), Burçin Keskin, Utako Washio, Ralf Bodelier und Irmgard Kruse (Heimatfreunde)
Dreimal schon fand das interkulturelle Konzert „Auf Winterreise“ in den Niederlanden, in Vals und Tilburg, statt. Jetzt veranstalteten die Heimatfreunde Nievenheim-Ückerath die Deutschland-Premiere – „schönerweise in meiner Wahlheimat Dormagen“, freute sich der Künstler Roger Nyssen. Der Maler war vor zwei Jahren Mitinitiator des ungewöhnlichen Formats, einer Verknüpfung von Musik, Gespräch und Bildern. Am Sonntag waren rund 150 Gäste im Kulturhaus begeistert und stimmten nach rund zwei Stunden gemeinsam das bekannte Lied „Am Brunnen vor dem Tore“ an, das ehemals den Titel „Der Lindenbaum“ trug. Es stammt aus dem vermutlich autobiografischen Gedichtzyklus des Dichters Wilhelm Müller, den der unheilbar kranke Komponist Franz Schubert vor 200 Jahren als „Winterreise“ vertonte.

Der holländische Journalist, Schriftsteller und Philosoph Ralf Bodelier führte gelungen durch die Matinee und deutete zusammen mit Roger Nyssen die Absicht des Werkes an: „Hinter Schuberts Liedern steckt mehr als die Geschichte eines jungen Menschen, der nach einer unglücklichen Liebeserfahrung durch die eisige Kälte Europas dem Tod entgegenwandert.“ Letztlich gehe es um grundsätzliche Fragen nach Zugehörigkeit und Heimat, um Flucht und Migration. Und auch darum, wie man die Kraft findet, immer wieder aufzustehen und weiterzumachen. Bis zum letzten Lied ‚Der Leiermann‘ trifft der Wanderer auf seinem trostlosen Weg nur eine Krähe, keinen einzigen Menschen. Ist nun der Leiermann der Tod oder doch der Retter? „Auf Winterreise“ neigt eher zur Begegnung mit der Menschlichkeit.

Passend sind die ausgestellten und auf der großen Leinwand erscheinenden Bilder von Roger Nyssen zu sehen. Anderthalb Jahre hat der Künstler daran gearbeitet. Was auch die besondere Farbigkeit erklärt: „Wenn man so lange daran arbeitet, dann darf man nicht nur trist sehen, sonst wird man ja depressiv.“ Dazu erklingen nicht nur Lieder aus der „Winterreise“, sondern diesmal auch Kunstlieder auf Kurdisch, Türkisch und Japanisch. Das Programm ist stets eine Überraschung für die Veranstalter – es sind immer unterschiedliche Musiker, die eins gemeinsam haben: Sie sind allesamt erstklassig.

Bariton Frederik Schauhoff hat 2020 mit weiteren Musikern „MUKK“ gegründet. Das Ensemble hat sich zur Aufgabe gemacht, hochwertige klassische Musikprogramme zu Kunstwerken zu konzipieren und aufzuführen. Die taiwanesisch-deutsche Pianistin Julia Hermanski wurde 2017 als „Virtuosin des Jahres“ ausgezeichnet. Sie begeistert regelmäßig das Publikum renommierter Konzerthäuser und internationaler Musikfestspiele. Burçin Keskin ist eine klassisch ausgebildete deutsche Sängerin und Schauspielerin mit Wurzeln in der Türkei. Auf der Suche nach einer Verbindung zwischen Tradition und modernem urbanem Leben hat sie schon in ihrer Kindheit die Musik als Ausdrucksform gefunden. Utako Washio ist gebürtige Düsseldorferin und hat japanische Wurzeln. Die Diplom-Musikpädagogin mit dem Hauptfach Klavier gehört aktuell zur musikalischen Leitung am Theater Pforzheim, wo sie auch Solo-Repetitorin ist.

„Auf Winterreise“ ist noch einmal in diesem Jahr im Rhein-Kreis Neuss in Grevenbroich zu erleben: Am Sonntag, 2. November, im Kloster Langwaden.

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