© Suling & Zenk GbR / Erstellt am 14.01.2025 - 16:20 Uhr

DORMAGO

Bürgerbegehren zum Erhalt der Dormagener Geburtsstation initiiert

16.10.2024 / 17:17 Uhr — Redaktion Dormago - bs

Seit Jahren ist die Schließung der Geburtsstation am Standort Dormagen des Rheinland Klinikums immer wieder im Gespräch. Die genannten Gründe sind in erster Linie wirtschaftlicher Natur, Personalnot und – aus Sicht der Betreiber – eine zu geringe Geburtenzahl. Dass dieses Szenario nun Realität werden könnte, haben die kürzlich getroffenen Entscheidungen der Gesellschafter des Klinikverbundes sowie der Mitglieder des Kreistages möglich gemacht. Im Rahmen einer Restrukturierung sehen sie ein mögliches Einsparpotenzial von 38 Millionen Euro.

Heinz Hilgers, Bernd Gellrich und Erik Lierenfeld wehren sich als Bürger des Rhein-Kreises Neuss gegen diese Entscheidung. Sie haben deshalb das erste Bürgerbegehren auf Kreisebene im Rhein-Kreis Neuss initiiert. Ihr Ziel ist der Erhalt der Geburtsklinik in Dormagen. Sie sind der Ansicht, dass der Beschluss in einem intransparenten Verfahren und ohne Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger getroffen wurde. Alle drei können aufgrund ihres beruflichen Hintergrunds sowie ihres ehrenamtlichen Engagements beurteilen, welche negativen Folgen die Schließung sowohl für die Frauen als auch für das gesamte Netzwerk der frühen Hilfen (Stichwort Dormagener Modell) hätte. Sie gehen davon aus, dass der wirtschaftliche Vorteil durch die Verlagerung der Geburtsstation von Dormagen ins Lukaskrankenhaus Neuss weniger als ein Prozent der kalkulierten Einsparungen ausmacht.

Für Heinz Hilgers, Ehrenpräsident des Deutschen Kinderschutzbundes, ist die Geburtsklinik vor Ort ein elementarer Baustein im Dormagener Netzwerk der frühen Hilfen: „Der Mehrwert, den die Geburtsstation in Dormagen für den gesamten Prozess der frühen Hilfen darstellt, ist um ein Vielfaches höher als das eingesparte Geld.“ Denn die Ärzte und das Klinikpersonal vor Ort kennen die Angebote der Stadt, die junge Familien vor, während und nach der Schwangerschaft bei der Verbesserung ihrer Lebensbedingungen unterstützen. Diese sozial wichtige Komponente würde bei einer Betreuung der Dormagener Schwangeren in anderen Städten einfach wegfallen.

Bernd Gellrich, Vorstand der Diakonie im Rhein-Kreis Neuss und Vertreter eines der größten Wohlfahrtsverbände im Kreis, ergänzt, dass mit der Schließung der Geburtsklinik wichtige Infrastruktur abgebaut würde. Er ist sich sicher, dass bei einem zukünftigen Anstieg der Geburten auch keine neuen Kapazitäten geschaffen werden. Die Menschen im Kreis sollten mitentscheiden, ob sie diesen starken Einschnitt in das soziale Gefüge hinnehmen wollen.

Bürgermeister Erik Lierenfeld war bis vor zwei Tagen sowohl Mitglied im Aufsichtsrat als auch Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses des Klinikums. Er betont, dass er sich in diesen Funktionen für den Erhalt der Dormagener Geburtsklinik eingesetzt habe. Nach seiner Aussage werden diese Gremien jedoch „nicht ernst genommen“, weshalb er am vergangenen Montag, 14. Oktober, seinen Rücktritt erklärt hat. Für ihn gehört die Geburtsklinik vor Ort zur Daseinsvorsorge, und die Entfernung zu den Kliniken in Neuss oder Köln sei zu groß. Eine Fahrt zu weiter entfernten Krankenhäusern könnte – insbesondere im Notfall – zur Gefahr für Mutter und Kind werden.

Das Bürgerbegehren ist gemäß Paragraf 23 der Kreisordnung NRW angezeigt und damit verwaltungstechnisch auf den Weg gebracht. Die Frage, über die die Bürgerinnen und Bürger im Rhein-Kreis Neuss mit „Ja“ oder „Nein“ entscheiden sollen, lautet: „Soll der Kreistag seine Vertreter in der Gesellschafterversammlung der Rheinland Klinikum Neuss GmbH beauftragen, darauf hinzuwirken und bei Beschlüssen dafür zu votieren, dass die Geburtsstation in Dormagen erhalten bleibt?“ Die drei Initiatoren haben sich zum Ziel gesetzt, 30.000 Unterschriften von Unterstützenden zu sammeln und damit das notwendige Quorum deutlich zu überschreiten.

Wer die Initiative unterstützen möchte, kann sich entweder persönlich an Lierenfeld, Hilgers oder Gellrich wenden oder per E-Mail Kontakt aufnehmen. In Kürze ist ein erstes Treffen aller Unterstützenden geplant.

Lesehinweis:
27.09.2024: SPD will sich für Erhalt der Geburtsstation in Dormagen einsetzen
16.04.2024: Klinikum: „Dormagen ist und bleibt ein wichtiger Standort“

 

Fotoquelle: Dormago - bs

Pressefotos
Heinz Hilgers, Bernd Gellrich und Erik Lierenfeld wollen für die Erhaltung der Geburtsklinik in Dormagen kämpfen
Heinz Hilgers, Bernd Gellrich und Erik Lierenfeld wollen für die Erhaltung der Geburtsklinik in Dormagen kämpfen