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„Addi“ Wagner hat sich schon im Rheinland eingelebt

25.09.2006 / 14:24 Uhr — Detlev Zenk

Pressefotos Noch war das Spiel nicht ganz vorbei, vor Aufregung ging Adrian Wagner auf den „Balkon“ des Sportcenters, rauchte eine Zigarette. „Wie steht´s“, fragten dort spielende Kinder. Der junge Mann schaute nach, sah jubelnde Zuschauer und fröhliche Dormagener Spieler – die Schlussfolgerung und Antwort auf die Kinderfrage war klar: „Dormagen ist aufgestiegen“. Jetzt bleibe ich doch in der 1. Liga, jubelte der neue Linksaußen des TSV Bayer nach der nicht mehr erwarteten Wende im Relegationsspiel gegen Wilhelmshaven still für sich und machte die Zigarette aus. Als er die Halle wieder betrat, traute er seinen Augen nicht: Warum freuen sich die Wilhelmshavener und warum ist es in der Halle so ruhig geworden? Addi wusste sofort, dass er den Kindern draußen auf dem Balkon die „Wahrheit“ sagen musste: „Dormagen ist doch nicht aufgestiegen.“ Ob 1. oder 2. Liga, der Wechsel war schon länger in trockenen Tüchern. Der 25-fache Nationalspieler hatte sich bewusst für den TSV Bayer Dormagen entschieden. Im Januar durfte er mittrainieren, fand die Atmosphäre im Team „klasse“ und hier bestand die Chance, eine Ausbildung zum Bankkaufmann zu machen: Die Lehre hat er inzwischen bei der Volksbank Köln Nord begonnen – derzeit in der Filiale Delhoven. Ein festes Standbein außerhalb des Handballs zu schaffen wäre in Kiel kaum möglich gewesen. Dort „gibt es zwar einen unheimlichen Hype um den THW, den Spielern werden viele Türen geöffnet“, doch dies geht einher mit der Erwartung, dass die Aktiven sich ausschließlich mit Handball auseinandersetzen. Dies sieht in Dormagen schon anders aus, der Arbeitgeber steht dem Leistungssport erfreulicherweise sehr positiv gegenüber und kommt seinem prominenten Mitarbeiter bei der Zeiteinteilung für´s Training entgegen. Das soll sich auch nach dem erhofften Aufstieg im nächsten Jahr nicht ändern. Wagners relativ späte berufliche Planung hat natürlich entscheidend mit dem Handball zu tun. Der gebürtige Hamburger spielte ab dem zehnten Lebensjahr beim örtlichen AMTV und errang in dem starken Nachwuchsteam manche Erfolge. Jedenfalls wurden andere Trainer auf ihn aufmerksam, er spielte in Auswahlmannschaften, bekam als 18-Jähriger Angebote vom großen THW Kiel und vom damaligen Zweitligisten Bad Schwartau. Bei dem versprach sich Addi das beste Sprungbrett, doch zunächst konnte er sein Talent nur andeuten, denn der damalige Trainer ließ ihn meist auf der Bank schmoren. So dachte er sogar über die Abwanderung in die Regionalliga nach, bis er dank Veränderungen in Bad Schwartau dort Stammspieler wurde und nach einiger Zeit sogar die Kapitänsbinde tragen durfte. Es lief gut, Addi Wagner erhielt die Einladung zur B-Nationalmannschaft, traf gegen Belgien in Hasselt beim 26:13-Erfolg im Mai 1999 gleich zweimal. Heiner Brand wollte ihn dann auch im A-Team haben, lud den Linksaußen bis 2003 immer wieder mal ein, bis die Ära in der DHB-Auswahl ein Ende hatte. „Ich weiß auch nicht warum plötzlich Schluss war, aber die Konkurrenz mit Stefan Kretzschmar, Toto Jansen und später Oprea war natürlich groß.“ Selbstkritisch merkt der 1,90 m lange Spieler an: „Ich habe aber auch meine Chancen nicht richtig genutzt. Ich hätte in der Nationalmannschaft gerne mehr gezeigt.“ In der Zwischenzeit war Wagner über den HSV Hamburg in Kiel gelandet und erlebte dort drei sportlich herausragende Jahre mit Reisen in Länder, „die ich sonst wohl nie gesehen hätte. Da spielst du zum Beispiel in Astrachan und fragst dich angesichts der dortigen Lebensverhältnisse, wie klein sind doch die Probleme bei uns.“ Heute fliegt er übrigens sogar freiwillig, ein Seminar gegen Flugangst half, diesen Konflikt zu überwinden. Seinen alten Coach Noka Serdarusic behält er in guter Erinnerung: „Der richtige Mann für diese Mannschaft. Aus guten Spielern kann er noch mehr herausholen. Kai Wandschneider hat eine andere Philosophie, fährt eine klare Linie, in die er die Spieler aber mit einbezieht, in dem er auf deren Vorschläge eingeht.“ Dass er sich auch als Rückraumspieler versteht, braucht Addi gar nicht erst zu erwähnen. Für Wandschneider ist er durchaus eine Alternative im Rückraum, hat ihn dort auch schon gelegentlich eingesetzt. Im Übrigen schwärmt der Bayer-Coach in höchsten Tönen: „Addi ist der erste fertige Spieler, den ich bekommen habe und gleichermaßen stark in Abwehr und Angriff.“ Das sportliche Ziel ist für den Norddeutschen klar: „Ich will mit der Mannschaft aufsteigen und im Pokal möglichst weit kommen.“ Mit Freundin Nicola Kollwitz und dem Labrador-Mischlang Kaya ist er in Köln-Langel heimisch geworden und hat sogar einen kleinen Sandstrand vor der Haustür in direkter Nähe zum Rhein. So fällt die Erinnerung an das idyllische Mönkeberg, wo er zuletzt lebte, auch nicht ganz so schwer. Mit Nicola ist er übrigens schon so lange zusammen, da stellt sich die berühmte Frage: „Na klar, über Hochzeit haben wir schon häufiger gesprochen, aber aus irgend welchen Gründen wurde es doch noch nicht konkret. Außerdem müsste ich mir für die entscheidende Frage ja wohl etwas ganz Besonderes einfallen lassen…“ Eine berufliche Perspektive könnte derweil gewisse Folgen für den TSV haben: Angenommen, die Volksbank will Adrian Wagner zum Boss machen? „Na klar, wenn sich diese Perspektive bietet, würde ich es machen. Ich bin ja nicht mehr Anfang 20.“ Foto: TSV Bayer Dormagen
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