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„Eine neue Mitte für das gesamte Malerviertel“

03.12.2021 / 18:54 Uhr — rheinflügel severin / duz

Pressefotos
Foto: rheinflügel severin Der Siegerentwurf des Düsseldorfer Büros rheinflügel severin zusammen mit Studio Vulkan Landschaftsarchitektur aus München aus verschiedenen Perspektiven
Der Siegerentwurf des Düsseldorfer Büros rheinflügel severin zusammen mit Studio Vulkan Landschaftsarchitektur aus München aus verschiedenen Perspektiven
Das Düsseldorfer Büro rheinflügel severin hat zusammen mit dem Studio Vulkan Landschaftsarchitektur aus München die Jury überzeugt: Das Preisgericht votierte einstimmig für den Entwurf zur Bebauung des dritten Malerviertels zwischen Bahn und Haberlandstraße. Der Entwurf soll nun städtebaulich und landschaftsplanerisch konkretisiert und weiter ausgearbeitet werden. Auf den Fotos ist zu erkennen, wie es in einigen Jahren in dem Viertel aussehen könnte. Wir lassen nachfolgend die Sieger zu Worte kommen.

IDEE
Gliederung + Kontextbezug
„Der Entwurf sieht eine kompakte wie integrative bauliche Struktur vor, welche das Malerviertel selbstverständlich ergänzt und den Nordrand Dormagens baulich vervollständigt. Ein System grüner Korridore tritt als signifikantes Gliederungselement in Erscheinung. Die Korridore teilen das neue Quartier in überschaubare Einheiten und sorgen zugleich für eine optimale Vernetzung mit der Umgebung. Im Süden schließen die Korridore an den bahnbegleitenden Grünstreifen und die Rembrandtstraße an, wodurch attraktive Wegeverbindungen für Fußgänger und Radfahrer zum Bahnhof Dormagen hergestellt werden.

Folgt man den Wegen vom Bahnhof kommend, mündet der zentrale Korridor in einen Quartiersplatz mit Anschluss an die Haberlandstraße. Mit seinem Einzelhandels- und Gastronomiebesatz, der Anbindung an den großzügigen Grünraum und der zentralen Lage stellt der Platz eine neue Mitte für das gesamte Malerviertel dar.

Struktur + Typologien Die bauliche Struktur setzt sich primär aus einem Verbund von Wohnhöfen zusammen, um den Aspekt des gemeinschaftlichen Wohnens zu fördern. Die Mischung der verschiedenen Wohntypologien, Eigentumsformen und Finanzierungsmodelle erfolgt innerhalb der Höfe, womit eine soziale Segregation vermieden werden kann. Durch die Erschließung von der Innenseite formulieren sich auf selbstverständliche Weise Nachbarschaften. Die Häuser an der Straße erhalten nach Möglichkeit zwei Eingänge, bzw. verfügen über einen Gartenzugang vom Hof. Durch die verschiedenen Ausrichtungen, Typologien und Zuschnitte erhält jeder Hof einen individuellen Charakter.

Identität + Urbanität Die typologische Diversität erzeugt hinsichtlich der Geschossigkeit ein Spektrum von II – V, wobei sich die 4- bis 5-geschossige Bebauung auf den Platzbereich beschränkt. Der Platz versteht sich somit als Knotenpunkt der Verdichtung an der Schnittstelle zwischen Haberlandstraße und den Grünkorridorren. Um den urbanen Charakter zu unterstützen, sind die Erdgeschosszonen durch gewerbliche oder gemeinwohlorientierte Nutzungen aktiviert. Das neue Quartier zeichnet sich insgesamt durch eine wohldosierte Urbanität aus, welche die Komponenten Landschaftsbezug, Gemeinschaft, typologische Vielfalt, Adressbildung und Vernetzung miteinander verknüpft und hieraus eine unverwechselbare Identität entwickelt.

Lärm + Phasierung Die Realisierung des neuen Quartiers gliedert sich in drei Bauabschnitte. Aufgrund der Lärmproblematik erscheint eine Entwicklung der Bebauung von Nordwest nach Südost sinnvoll, da der Lärmschutz zur K12 über die Bebauung erfolgt. Dabei können die Bauverkehre über die K12 und das nördliche Teilstück der Haberlandstraße abgewickelt werden, sodass die bestehenden Malerviertel nicht belastet werden. Der Lärmschutz zur Bahntrasse wird durch einen Wall sichergestellt, welcher sich landschaftlich in die Freiraumstrukturen einfügt.

Mobilität + ruhender Verkehr Ausgehend von den beiden Hauptzufahrten an der Haberlandstraße ergibt sich eine zentrale Erschließungsschleife für den motorisierten Individualverkehr (MIV). Aufgrund der Wohnhoforganisation konnte die öffentliche Erschließungsfläche stark reduziert werden. Der Verlauf der Schleife ist so gewählt, dass alle Wohnhöfe im neuen Quartier hierüber erreicht werden. Neben der unmittelbaren Busanbindung an der Haberlandstraße und der guten Erreichbarkeit des Bahnhofs setzt das Verkehrskonzept auf privilegierte Car-Sharing-Parkplätze mit Ladestationen und Abstellflächen für Fahrräder und E-Bikes in zwei Mobility Hubs. Der ruhende Verkehr verteilt sich auf die beiden in den Mobility Hubs integrierten Quartiersgaragen, welche alle privaten Stellplätze und einen Teil der öffentlichen Stellplätze aufnehmen. Es werden im Außenraum lediglich öffentliche Kurzzeitparkplätze eingerichtet, welche vor allem Pflege- und Liefer-Diensten dienen. Für Fußgänger und Radfahrer wird ein dichtes Nahmobilitätsnetz mit optimalen Anschlüssen an die Bestandsgebiete und die Landschaftsräume angeboten.

Freiraum + Regenwassermanagement Die bauliche Gestalt des Quartiers wird durch eine Struktur aus parkartig gestalten Grünräumen gegliedert, welche die einzelnen Siedlungsflächen miteinander vernetzen und das neue Quartier in das übergeordnete Freiraumgefüge einbinden. Wichtige „Schleichwege“ im Bestand werden aufgegriffen und in die Grünkorridore eingeflochten. So entsteht ein eng verknüpftes Netz der kurzen Wege für Fußgänger und Radfahrer.

Eine zentrale Bedeutung kommt dem Quartiersplatz als neuer Mitte für die Nachbarschaft zu. Dem Platz sind Spielbereiche in den angrenzenden Grünkorridoren zugeordnet. Die Grünzüge sind naturnah gestaltet. Die topografische Gestaltung der Quartiere führt das anfallende Regenwasser über offene Rinnen in die Grünzüge über, wo es dezentral zurückgehalten und versickert werden kann. Bei Starkregenereignissen dienen weitere Flächen in den Grünräumen als Versickerungsvolumen, sodass eine vollständige Versickerung des anfallenden Regenwassers im Bereich des Wohnquartier sichergestellt ist.

Baumneupflanzungen mit Baumsolitären gliedern den zentralen Grünkorridor und betonen die Ost-West-Beziehung. Auf dem Platz dienen weitere Solitärbäume dem Aufenthalt an sonnigen Tagen unter einem lichten Schattendach. Im neuen Quartier sind entlang der Grünzüge und auf den Platzflächen Langbänke verortet, die zur Rast und zum Aufenthalt einladen. In der zentralen Ost-West-Achse befinden sich die Hauptspiel- und Freizeitsportmöglichkeiten des Quartiers auf in die Rasenfläche eingebetteten wassergebundenen Flächen.

NACHHALTIGKEIT
Smart City
Das Konzept greift die Herausforderungen der Energiewende auf und zielt auf eine sektorenübergreifende Vernetzung der Gebäude- und Mobilitätsinfrastruktur im Dormagener Norden. Ziel ist das „Smarte Quartier“, das eine effiziente Energieversorgung und einen ressourcenschonenden Umgang mit Baumaterialien beinhaltet. Hierzu werden möglichst viele Neu-bauten in Hybrid- oder Holzbauweise gemäß KfW Effizienzhaus 55 Standard oder besser errichtet.

Strom + Wärme Für einen effektiven Beitrag zum Klimaschutz werden alle Dachflächen konsequent mit Photovoltaikanlagen ausgestattet. Die erforderlichen Retentionsqualitäten werden u. a. durch eine Kombination mit extensiver Begrünung erreicht. Die Energieversorgung könnte durch ein mit Bio- bzw. Deponiegas betriebenes Blockheizkraftwerk ergänzt werden. Von einem zentralen Standort z.B. in der nordwestlichen Quartiersgarage ließe sich ein Nahwärmenetz speisen. Alternativ wäre ein kaltes Nahwärmenetz unter Nutzung von Abwärme aus dem Chempark denkbar.

Ökologie Die weitgehende Begrünung unter Einbeziehung von Dach- und Fassadenflächen schafft ein angenehmes Mikroklima und ist in Kombination mit den am Rand der Grünkorridore vorgesehenen dezentralen Versickerungs- und Retentionsflächen ein Beitrag zur nachhaltigen Siedlungsentwicklung.

Die parkartig durchgrünten Korridore sind mit klimaverträglichen Baumarten bepflanzt. Eingestreute Obstgehölze erhöhen die Biodiversität und leisten einen Beitrag zur „essbaren Stadt“. Die offenen Grünflächen sind zu einem großen Anteil als artenreiche Blühwiesen angelegt, die Bienen und Insekten Nahrung und Lebensraum bieten. Die Multikodierung der Flächen fördert Naturerfahrung und Naturverständnis und das gleichberechtigte Nebeneinander von Mensch und Natur.“
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