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DORMAGO

"Die Hoffnung stirbt zuletzt" - abenteuerliche Reise auf dem Tandem nach Spanien

29.07.2010 / 0:05 Uhr — www.raphaelshaus.de / duz

Seit 12 Tagen sind Kirsten und Frank Wolff mit dem Tandem unterwegs Richtung Malaga. Die Mitarbeiterin des Raphaelshauses fährt mit ihrem Mann für einen guten Zweck (Dormago berichtete). Die rund 3000 Kilometer lange Abenteuerreise geht an die Substanz. Schon der Start der Spendentour war mit vielen unfreiwilligen Unterbrechungen verbunden. Nach dem Prolog von Dormagen nach Meerbusch fing die 1. Etappe mit einer Panne an: Der Ständer vom Tandem brach ab, mit Unterstützung der Radstation in Neuss gelang die Reparatur. Die Wolffs fuhren weiter weiter in Richtung Niederlande. "Leider verlief der Tag so weiter, wie er begonnen hatte. Trotz Karte und GPS-Gerät mussten wir mehrfach die richtige Strecke suchen." Die zweite Etappe verlief deutlich besser. Bei heißem Wetter schafften beide 140 Kilometer und bezwangen die ersten Berge in Belgien. Doch sie erkannten auch: "200 km am Tag sind mit dem Tandem kaum zu schaffen. In den Bergen wird das Eigengewicht des Tandems zur Qual." Und das nächste Technik-Problem ärgert beide - diesmal ist es das Schutzblech.

Die "Problemchen" setzen sich fort. Immer wieder verhakt sich die Kette und die schlecht eingestellte Gangschaltung muss nachgestellt werden. Darüber hinaus wird die Hitze mit über 40 Grad nahezu unerträglich. In Montereau-Fault-Yonne ca. 150 km südlich von Paris erfolgt der Halt früher als erwartet. Beide geben sich aber kämpferisch: "Wir bereuen nichts und haben den Willen alles nach Plan zu schaffen. Morgen wollen wir den Rückstand aufholen und 188 km fahren." Insgesamt ist der "Urlaub" der beiden straff geplant: Aufstehen um 5 Uhr, nach dem kurzen Frühstück geht es auf´s Tandem und gefahren wird mit kleinen Pausen bis abends. Es bleibt keine Zeit für eine längere Mittagspause. Bis zum 20. Juli waren 600 Kilometer zurückgelegt.

Weiter führt die Fahrt zum Kanton Mézières-sur-Issoire, den Kirsten und Frank Wolff ohne große Zwischenfälle erreichten. Bald sollen die 1000 km geknackt werden. Nach einer ruhigen und erholsamen Nacht im Hotelzimmer kam aber der erste Schock beim Blick aus dem Fenster: Dauerregen und ein Temperatursturz von etwa 25 Grad zum Vortag. Aber es musste ja weiter gehen... Zu Beginn der Fahrt schickte das Navi die beiden auf eine Nationalstraße. Dort wurden sie unerfreulicherweise sehr nah von unzähligen hupenden Lastwagen überholt. "Nach den Horrorkilometern hatten wir viele schöne Begegnungen. Die Franzosen scheinen sehr Fahrrad begeistert zu sein", berichtete Kirsten Wolff erfreut beim Anruf im Raphaelshaus. Sie erlebten auch einen ungewollten Halt an einer gesperrten Landstraße. Die Besitzer eines bereits geschlossenen Schnellrestaurants öffneten und kochten für das Ehepaar Wolff. Nach dem Essen hatten auch die Bauarbeiter ein Einsehen mit den beiden und erlaubten ihnen, die frisch geteerte Straße zu benutzen (Foto Mitte). Anschließend "rollte" es gut weiter und am Abend zeigte der Tacho 200 km als Tagesleistung an. "Damit sind wir wieder voll im Soll und haben die verlorenen Kilometer aufgeholt", atmete das Ehepaar in Issoudun auf.

Am 24. Juli stiegen sie morgens bei 7 Grad und Regen auf ihr Gefährt. Während der 8. Etappe legten sie noch einen ungeplanten "Shopping-Stopp" ein. Auf Grund des schlechten Wetters in Südfrankreich mussten sie sich lange Radfahrsachen kaufen. Trotz der Pause ereichten sie ihr Etappenziel Arengosse, ein kleines Dorf ein paar Kilometer westlich von Mont-de-Marsan, der größten Stadt im Département Landes. Die Strecke am nächsten Tag führte teilweise über einen Etappenverlauf der Tour de France. "Auf einem Teilstück der Tour de France zu fahren, das war schon etwas Besonderes. Die Orte waren sehr schön geschmückt und auf den Straßen waren noch die Namen einzelner Fahrer zu lesen", berichtet Kirsten Wolff. In ihrem Quartier in Saint-Jean-Pied-de-Port hat das Ehepaar nach ca. 140 Tageskilometern bereits Aussicht auf die Pyrenäen. "Wenn wir auf die Pyrenäen schauen, dann haben wir schon einigen Respekt."

Inzwischen fahren sie längst im "sonnigen" Spanien, kommentiert Kirsten Wolff die unerwartete Wettersituation. "Der Regen und die Kälte schaffen uns. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt." Sie erreichen das Gipfelkreuz auf dem ersten Pass des Jakobsweges (Foto oben). Eine nette Bekanntschaft entschädigte für die kalten Temperaturen. Wir sind gespannt auf die zweite Hälfte der Tour. Alles Gute, Kirsten und Frank Wolff! Pressefotos