Eine besondere Geschichte aus dem Apothekenalltag
„Ich bin nicht einer, der so was an die große Glocke hängt.“ Diese Aussage nimmt man Karl-Heinz Tulke sofort ab. Aber da gute Taten nicht oft genug zur Sprache kommen, erzählen wir voller Freude von der Hilfsbereitschaft eines Mannes, der sich freiwillig an Heiligabend für andere Menschen einsetzt. Und von dem sein Chef schwärmt: „Ich bin extrem froh, dass er bei uns ist. Karl-Heinz Tulke ist so empathisch und hilfsbereit“, beschreibt Apotheker Ugur Bagli den 64-Jährigen, der üblicherweise von Montag bis Freitag Medikamente an Kunden der Bären-Apotheke ausliefert.
Der 24-Stunden-Notdienst an Heiligabend ist in Apothekerkreisen sicher nicht der beliebteste. In diesem Jahr „traf“ es unter anderem die Apotheke in Horrem an der Knechtstedener Straße 39. Für Bagli, der die Bären-Apotheke seit fünf Jahren führt, ist das kein Grund zur Klage und immer auch Chefsache: „Das gehört nun mal zu unseren Aufgaben.“ So wird er den kommenden Mittwoch mit der Familie dort verbringen, wo es immer mal wieder klingeln und der Notdienst in Anspruch genommen wird.
Als Tulke davon hörte, dass die Bären-Apotheke an diesem Tag den Notdienst übernehmen muss, kam ihm eine Idee. Er könne doch zusätzlich und freiwillig die Auslieferung von Medikamenten übernehmen, bot er Bagli an und betonte. „Ich mache das sehr gerne, um Menschen in Notsituationen zu helfen.“ Der Apotheker war beeindruckt und dankte seinem Fahrer: „So ermöglichen wir an diesem Abend von 19 bis 22 Uhr eine freiwillige Medikamentenlieferung für Menschen, die dringend benötigte Arzneimittel nicht selbst abholen können. Im Notdienst erleben wir regelmäßig, dass Anrufer erkrankt sind, kein Auto zur Verfügung haben oder kleine Kinder allein betreuen müssen. Der zusätzliche Lieferservice soll den regulären Notdienst sinnvoll ergänzen – als menschliche Hilfe dort, wo Wege am Heiligabend besonders schwerfallen.“
Der Worringer Karl-Heinz Tulke will mit seiner Haltung ein Zeichen setzen: „Die Zeiten sind halt nicht besonders erfreulich in einer Welt, die vielfach so kalt geworden ist.“ Als ehemaliger Taxifahrer in Köln weiß er, wovon er spricht, denn gerade an Heiligabend hat er in der Vergangenheit einiges erlebt. „Ich denke an Alleinlebende, die froh waren, dass sie eine Runde durch die Stadt drehen konnten und dabei einen Gesprächspartner hatten.“
Mit Empathie betrachtet er auch seinen normalen Fahrerdienst bei der Apotheke: „Es gibt Kunden, die warten auf mich. Und die freuen sich, wenn sie mir noch etwas erzählen können.“ Dass er auch ein Ohr für die Kunden habe, das hat er Ugur Bagli gleich gesagt, bevor er vor knapp einem Jahr bei der Bären-Apotheke anfing. Eine Medikamentenfahrt kann dann schon mal etwas länger dauern. Schauen wir mal, wie es an Heiligabend sein wird.
Foto(s): © Dormago / duz
