© Suling & Zenk GbR / Erstellt am 31.07.2025 - 08:55 Uhr
02.07.2025 / 19:50 Uhr — Dormago - bs
Das aktuelle Kommunalranking NRW 2025 des Instituts der deutschen Wirtschaft sorgt in Dormagen für politischen Streit. Die CDU kritisiert einen dramatischen Abstieg der Stadt und fordert ein Umdenken in der Stadtentwicklungspolitik. Stadtverwaltung und SPD weisen die Kritik entschieden zurück – und werfen der CDU unseriöse Stimmungsmache vor.
Laut Ranking ist Dormagen im Dynamikvergleich um 110 Plätze abgestürzt – von Rang 266 im Jahr 2020 auf Platz 376 von 396 Kommunen. Auch im sogenannten Niveauranking, das den Ist-Zustand bewertet, rutschte Dormagen deutlich ab – von Platz 192 auf 297.
Die CDU-Fraktion sieht den Abstieg als Bestätigung für Versäumnisse der Stadtführung. Bürgermeisterkandidatin Anissa Saysay spricht von „Stillstand“ und macht Projekte wie den Kinokomplex und das Zuckerfabrikareal als Symbol für fehlenden Fortschritt aus. „Andere Städte wie Grevenbroich haben es vorgemacht. Dormagen verliert den Anschluss“, so Saysay. Die CDU fordert mehr Tempo bei der Umsetzung von Projekten und eine wirtschaftsfreundlichere Standortpolitik.
Stadt: Ranking greift zu kurz
Die Stadtverwaltung hält das Ranking für wenig aussagekräftig. Die Methodik sei einseitig auf Finanzkennzahlen fokussiert und bilde zentrale Aspekte der Stadtentwicklung – wie Bildungsinfrastruktur, Nachhaltigkeit oder kulturelles Leben – nicht ab. Zudem seien viele Investitionen der letzten Jahre, etwa in Schulen, Kitas, Digitalisierung oder Klimaschutz, noch nicht statistisch erfasst. Auch beim Wohnungsbau sieht die Stadt Fortschritte: Allein 2025 sollen durch die WORADO 155 neue Wohnungen fertiggestellt werden.
Was die schwache Position bei Steuerkraft und Kaufkraft betrifft, räumt die Verwaltung strukturelle Nachteile ein – unter anderem durch die Nähe zu Köln und Düsseldorf. Zugleich betont sie niedrige Gebühren, solide Finanzen und geplante Gewerbeentwicklungen (z. B. Smart Industrial Campus, Silbersee, Wahler Berg) als strategische Stärken.
SPD: Ranking als Wahlkampfwerkzeug missbraucht
Die SPD-Fraktion kritisiert, dass die CDU das Ranking „für plumpen Wahlkampf“ missbrauche. Der Fraktionsvorsitzende Michael Dries nennt die Datenlage veraltet, denn die Grundlage der Erhebung ende größtenteils mit den Daten von 2023. Viele Maßnahmen der aktuellen Ratsmehrheit griffen jedoch erst jetzt oder in den kommenden Jahren. Insbesondere weist die SPD darauf hin, dass Projekte wie das Zuckerfabrikareal oder das Kino in privater Hand liegen und nicht im direkten Einflussbereich der Stadt stehen – ein Punkt, den Saysay bewusst ausblende.
Die SPD betont ihre Investitionen in Bildung, Digitalisierung und Infrastruktur: neue Schulen, moderne Kitas, Glasfaserausbau und Wohnbauprojekte seien in Umsetzung. Wer behauptet, es gehe nichts voran, kenne entweder die Fakten nicht oder ignoriere sie absichtlich.
Das Kommunalranking NRW hat eine politische Debatte über die Entwicklung Dormagens entfacht. Während die CDU Alarm schlägt und vom wirtschaftlichen Abstieg spricht, kontern Stadtverwaltung und SPD mit Verweis auf langfristige Investitionen und strukturelle Besonderheiten. Klar ist: Der Zustand Dormagens ist komplexer als ein Ranking – und wird zur zentralen Frage im anstehenden Kommunalwahlkampf.
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