Stimmung pendelte zwischen guter Laune und Sentimentalität
Die Goldenen Zwanziger, so lautete das Motto des Jahreskonzerts, zu dem der Männerchor Bayer-Dormagen in die Aula des Bettina-von-Armin-Gymnasiums eingeladen hatte, die bis auf den berühmten letzten Stuhl besetzt war. In Auftrittsgemeinschaft mit dem befreundeten Männergesangverein „Sängerbund“ aus Brühl wartete unter dem Dirigat von Roland Steinfeld ein über 40-köpfiger Chor mit musikalischen Leckerbissen auf. „Mit dem Motto haben wir ein bisschen geschummelt“, schmunzelte Steinfeld bei der Begrüßung. Denn der Schwerpunkt des Programms lag auf Schlagern des frühen Ufa-Tonfilms, der erst 1929 startete. Die Lieder stammten größtenteils aus der Feder von Ufa-Musikdirektor Werner Richard Heymann. Der floh 1933 vor den Nazis, nachdem er den damals noch mehrsprachig gedrehten Ufa-Filmen einige unsterbliche Evergreens hinterlassen hatte.
Heymanns Spruch „Sie kennen mich nicht, aber Sie haben schon viel von mir gehört“ sollte sich im Programm vollauf bewahrheiten. Gleich zu Beginn rissen die Herren des Chores ihr Publikum mit einem rasant vorgetragenen „Ein Freund, ein guter Freund“ mit, und vermochten es, mit Titeln wie „Liebling, mein Herz lässt dich grüßen“, „Irgendwo auf der Welt“ und der „Liebe der Matrosen“ eine Stimmung zu erzeugen, die zwischen guter Laune und Sentimentalität pendelte. Steinfeld, Chorleiter beider Chöre und künstlerischer Kopf des gesamten Programms, führte die Gäste durch die rund zwei Dutzend Stücke mit einer launigen Moderation, die interessante Hintergrundinformationen und einige schöne Anekdoten vermittelte. So etwa, dass der kleine grüne Kaktus ein Frauenlied ist und ein spezieller Song seit hundert Jahren nicht mehr gespielt wurde: „So erleben Sie hier in Dormagen eine Art Welturaufführung.“
Solist Cornel Frey, Ensemblemitglied der Deutschen Oper am Rhein (Düsseldorf / Duisburg) schlug das Publikum von der ersten bis zur letzten Note in seinen Bann. Das angenehme und unangestrengte Timbre seiner Stimme bezauberte im zarten Piano ebenso wie in der Strahlkraft seiner kraftvollen und stimmsicheren Spitzentöne. Bei drei Arien aus Lehàr-Operetten, darunter „Dein ist mein ganzes Herz“, rührte der Tenor etliche Zuhörer ebenso zu Tränen, wie er sie mit dem humoristischen „In der Bar zum Krokodil“ zum Lachen brachte. Begleiter am Klavier war Frank Hoppe, der sich souverän durch das umfangreiche Programm spielte und die vielfach wechselnden musikalischen Stimmungen sowohl mit feinen Nuancen als auch mit orchestraler Kraft zu treffen vermochte. Für ein Trio von Violine (Natalia Demina), Klarinette (Blake Weston) und Kontrabass (Timo Hoppe) hatte Roland Steinfeld ergänzende Stimmen und einige Soloeinlagen hinzuarrangiert, was die Darbietungen des Chores wunderbar abrundete und, beispielsweise im Tango „Eine Nacht in Monte Carlo“, mit zauberhaften Klängen und Oberstimmen ausschmückte. Ein besonderes Highlight der Darbietungen war das Tanzpaar Nicole Binzenbach und Klaus Etzbach, das einige der Stücke hochprofessionell ‚betanzte‘ und damit begeisterten Anklang fand.
Übrigens: Der Männerchor Bayer-Dormagen freut sich über weitere interessierte Sänger.
Foto(s): © Dormago / duz

