© Suling & Zenk GbR / Erstellt am 08.01.2025 - 20:39 Uhr
06.01.2025 / 13:38 Uhr — Interview DORMAGO
Claudia Schneider ist Initiatorin eines neuen Netzwerkes. DORMAGO sprach mit der Zonserin über ihre Pläne.
Frau Schneider, Sie haben ein neues Netzwerk für ältere Menschen ins Leben gerufen. Sie haben es 65 minus plus genannt. Warum?
Claudia Schneider: „Es ist erstmal ein Arbeitstitel, der sich noch ändern kann. 65 steht als Synonym für den Eintritt in den ´Abschnitt der arbeitsfreien Zeit` (Rentenalter) und das Minus/Plus drückt aus, dass es auch davor oder danach sein kann. Manche Menschen werden unfreiwillig oder freiwillig von ihrem Arbeitgeber freigestellt – in der Regel nicht vor dem 58. Lebensjahr, also 65 minus. Andere sind bereits in der Rente und schon 67 oder älter und sind selbstverständlich ebenfalls willkommen.“
Es gibt in Dormagen bereits viele Aktivitäten für ältere Menschen...
„Ja, das stimmt. Aber bei 65 minus plus geht es nicht um Männer und Frauen, die Unterstützung brauchen. Es geht um die Menschen, die selbst aktiv werden wollen, nachdem sie ihr Leben lang gearbeitet oder sich um die Familie gekümmert haben. Es geht um die, die aktiv sein wollen, egal in welche Richtung, und die Lust haben, auch neue Menschen und Dinge kennenzulernen. Es geht um die Generation der Babyboomer in Deutschland, also die zwischen 1955 und 1967 Geborenen, von denen quasi niemand vor 58 (frühestens) aufhören kann zu arbeiten, eher mit 65 oder 67, und die ihre Leben aktiv und spannend gestalten wollen.
Es geht um die, die entdecken wollen – wozu sie bisher nur selten Zeit hatten. Das geht darüber hinaus, sich einmal die Woche zu treffen und gemeinsam zu kochen. Es sollen neue Verbindungen entstehen und es soll Raum gegeben werden, sich um sich selbst und seine Bedürfnisse zu kümmern. Das heißt nicht immer nur Aktivität, das kann auch heißen sich Zeit für Einkehr und Gefühle und Lebensgeschichten und neue Wege zu nehmen. Auch hier soll es nicht nur Yoga und Thai Chi geben, sondern auch Wochenenden mit Selbsterfahrung und Rückzug mit anderen - sofern man Lust darauf hat. Jeder wie er mag und alles darf sein, alles zu seiner Zeit. Es geht um Vielfalt und sein dürfen, so wie man ist oder werden will.“
Sind Sie denn mit der bisherigen Resonanz zufrieden?
„Viel läuft über Mund-zu-Mund-Propaganda und viel über Medien. Wir haben schon einige Interessenten, aber wir sind noch lange nicht genug, um alle Gruppen zu füllen. Es ist schwer, die Babyboomer zu erreichen. Die Welt ist voller Informationen und der Overflow lässt uns manchmal nicht finden, was uns persönlich interessiert. Der Fokus wird auf persönliche Treffen gelegt, aber zuerst muss man sich finden.
Wir haben eine WhatsApp Community gegründet in die man über meine Homepage freiraum-cs.de beitreten kann. Dort findet man schon einige Gruppen mit interessanten Themen, die dann auch mit wirklichen live-Treffen gefüllt werden. Es gibt keine Obergrenze. Ich wünsche mir, dass viele Menschen Lust haben, noch mal etwas Neues anzufangen und sich mit anderen zu treffen. Wir werden auch eine Schulung zu WhatsApp und Facebook anbieten, damit sich alle selbst helfen können und nicht mehr auf die Kinder oder Enkelkinder warten müssen. Auch das wird man in dieser Gruppe finden. Dort ist man immer informiert über aktuelle und anstehende Themen. Es gibt auch eine Facebook-Seite. Aber auch hier hilft es, diese Kanäle bedienen zu können. Alle Mitgliedschaften werden ´genehmigt`, damit es so sicher wie möglich bleibt. Schon jetzt ist so viel zu tun, dass es alleine eng wird. Ich möchte schließlich so weiterleben, wie ich es weitergebe: Frei sein...“
Was erwartet die Frauen und Männer, die an den geplanten Workshops teilnehmen wollen?
„Wir werden erstmal gemeinsam einen kleinen Exkurs machen und herausfinden, was für Persönlichkeitstypen wir alle sind und wie wir gut mit den anderen interagieren können. Kommunikation ist für uns alle wichtig. Und wenn man die Andersartigkeit jedes einzelnen erkennt und akzeptiert, kann alles viel leichter werden. Das machen wir spielerisch mit viel Humor und Offenheit. Es gibt keinen Seelenstriptease, aber einen geschützten Raum, wo man Dinge probieren darf. Danach geht es an die Talente: Was ist es, was uns begeistert. Wenn wir mal nicht etwas machen, was scheinbar notwendig ist, sondern das tun, was uns pure Freude bereitet. Wir werden auch darüber reden, wer wir sind, wenn wir nicht mehr arbeiten und was es mit uns macht und wie die Gesellschaft uns sieht und was dadurch anders für uns wird. Wir werden uns kennenlernen und erfahren, wer die anderen sind, neue Verknüpfungen bilden und am Ende auch in die Umsetzung gehen. Ich bin gut vernetzt und kann einiges dazu beitragen, aber auch die anderen werden Dinge beitragen, die ich noch nicht kenne - oder in Bereichen aktiv sein, an die ich noch gar nicht gedacht habe. Die Welt ist bunt und reich. Dieser Workshop ist eine Exploration in einen neuen Lebensabschnitt, zu dem auch neue Menschen dazu kommen werden, die wir bisher noch gar nicht kennen. Natürlich heißt das nicht, dass die bisherigen Freunde nicht mehr wichtig sind. Aber es darf auch Neues wachsen.“
Kann man sich auch noch kurzfristig für die Workshops anmelden?
„Sehr gerne, dann bitte mit E-Mail-Adresse und Telefonnummer eine E-Mail an mich schreiben. Die Anmeldung ist auch direkt über die Homepage freiraum-cs.de möglich.“
Welche Kosten kommen auf die Teilnehmenden zu?
„Der Workshop ist bei der AWO. Dort können die Getränke, die wir genießen, für jeweils einen Euro gekauft werden. Sonst entstehen keine Kosten. Mein Einsatz ist Ehrenamt und wird mit Freude am Gelingen bezahlt.“
Fotoquelle: privat
Claudia Schneider freut sich über weitere Netzwerk-Mitglieder |