© Suling & Zenk GbR / Erstellt am 08.01.2025 - 04:16 Uhr

DORMAGO

Chris Stoffels hat den Beginn des Jahres nicht mehr erlebt

03.01.2025 / 14:09 Uhr — Dormago

„Was hast du eigentlich gemacht am 11. September 2001?“ Chris Stoffels musste nicht lange über eine Antwort auf diese Frage nachdenken: „Da habe ich meinen 50. Geburtstag gefeiert.“ Wobei ein „normales“ Feiern beim TV-Blick auf die einstürzenden Türme des World Trade Center in New York kaum möglich war. Natürlich sind diese Bilder in ganz besonderer Erinnerung des Dormageners geblieben, der als Journalist für den Kölner-Stadt-Anzeiger und die Neuß-Grevenbroicher-Zeitung gearbeitet hat. Das Schreiben setzte er auch nach seiner Pensionierung fort. So schrieb er zahlreiche Kommentare, die auf DORMAGO veröffentlicht wurden – darüber hinaus tragen etliche Romane und Krimis seinen Autorennamen. Chris Stoffels hat den Beginn des neuen Jahres nicht mehr erlebt. Er starb am 29. Dezember im Alter von 73 Jahren an den Folgen einer Operation.

Der Rheinländer aus Überzeugung schrieb und schrieb und packte oft auch Themen an, für die er nicht nur Zustimmung bekam. Unvergessen ist seine regelmäßige Kolumne über ungewöhnliche Ereignisse am Mini-Kreisverkehr Nettergasse, den er aus seiner früheren Wohnung im Blick hatte. Ihm ging es immer auch um aktuelle Herausforderungen. So brachte er sich ehrenamtlich ein, gründete den Freundeskreis Raphaelshaus und engagierte sich als Flüchtlingshelfer. Die konkrete Unterstützung von Menschen und das Schreiben haben ihm ganz besonders geholfen, diverse persönliche Schicksalsschläge zu meistern. „Schreiben tut mir gut“, pflegte Chris zu sagen. Und er war glücklich, wenn seine Werke gelesen wurden und eine Auseinandersetzung erreichten.

Die Beschäftigung mit Neubürgern brachte ihm eine Fülle von neuen Erkenntnissen und Aufschlüssen. Seine Meinung war klar: „Ich kann nur jedem raten, mit Flüchtlingen ins Gespräch zu kommen. Das ist ein ungemein wichtiger Schritt für gegenseitiges Verständnis. Ich empfinde diese Kontakte als ausgesprochene Bereicherung meines Lebens.“ Fehlende Beschäftigung sah er als größtes Problem der Flüchtlinge an und half mit dabei, ihnen bei der Suche nach niederschwelligen Jobs zu helfen. Dem syrischen Flüchtling Firas Abdullah widmete Stoffels sein Buch „Jesallah“: „Firas wurde mir zum Freund und öffnete mir den Blick auf die Kulturen im arabischen Raum.“ Die niedergeschriebene Geschichte und die handelnden Personen sind fiktiv. „Doch dieses Buch basiert auf vielen Gesprächen und Einsichten im Zuge meiner recht intensiven und langen ehrenamtlichen Betreuung von Flüchtlingen“, sagte er mir damals.

Eine kleine Auswahl des Schaffens von Christian Stoffels: „Hamsterbacken“ ist ein rheinischer Krimi mit Wiedererkennungswert in Dormagen, der dem Autor nicht nur Freunde eingebracht hat. In „Hummerleben“ blickt ein Mann im Wattenmeer auf sein irres Leben zwischen Mutter, Tante und verschiedenen Geliebten zurück. Das Karnevalslied „Am 30. Mai ist Weltuntergang“ wird im Buch „Domtränen“ Wirklichkeit - eine „skurrile Hommage an Köln.“ Die Schicksale der letzten Kriegs- und der ersten Nachkriegsgeneration werden in „Zeitgerinnsel“ gegenübergestellt. Der Missbrauch in Kloster Knechtsteden und in dem damaligen Heilig-Geist-Gymnasium in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts ist Thema des weitgehend autobiografischen Romans „Rhabarberblätter“. In „Das Spiel der Männer“ beschäftigt er sich auf seine spezielle Art mit dem Schützenwesen.

Chris Stoffels wird auf dem Melatenfriedhof in Köln beigesetzt. Wenn auch seine Stimme nicht mehr zu hören ist - einige seiner Werke sind noch im Buchhandel erhältlich.

Detlev Zenk

 

Fotoquelle: Dormago / duz

Pressefotos
Der Dormagener Journalist Chris Stoffels ist im Alter von 73 Jahren gestorben
Der Dormagener Journalist Chris Stoffels ist im Alter von 73 Jahren gestorben