„Auch andere Parteien haben ‚hübsche‘ Vorschläge“
Was wollte Alterspräsident Joachim Fischer (SPD) den Mitgliedern des Rates in seiner wegen Corona nicht gehaltenen Rede anlässlich der ersten Zusammenkunft wohl sagen? Sie konnten es nachlesen, nicht aber die Zuschauer. Für alle Interessierten kommt hier der Text im Wortlaut. Im Verlaufe der Sitzung erhielt Fischer übrigens ein neues Amt: Der Vorsitzende des Kulturausschusses bleibt ein Zonser: Der 80-jährige Fischer löst Karl Kress (CDU) ab.
Die Rede im Wortlaut
1975 fand die Wahl zur 1. Wahlperiode nach der kommunalen Neugliederung statt, so dass heute mit Beginn der 10. Wahlperiode ein kleines Jubiläum ansteht. Die Bedenken, die vor 45 Jahren im Zuge der Kommunalen Neugliederung in den einzelnen noch selbständigen Ortsteilen zu Tage traten, sind ausgeräumt und geben nur noch ab und an Anlass zu kleinen Sticheleien in karnevalistischen Sitzungen. Dormagen hat sich in den letzten 45 Jahren stark verändert, positiv. Dormagen hat seine Lage zwischen den ‚Vororten‘ Köln und Düsseldorf genutzt, den Wirtschaftsstandort auszubauen und ein begehrter Wohnplatz zu werden. Und nun?
Große Aufgaben stehen bevor und die sind eingebunden in ein Netz übergeordneter Zwänge. Einen Zwang möchte ich beispielhaft an der Nähe zum Chemiestandort Dormagen verdeutlichen. Der Grundstein für die Menschen, die später in der chemischen Industrie gesucht werden, die in die Welt hinaus gehen und dort im Wettbewerb bestehen müssen, der Grundstein wird durch Erziehung und gute Bildung hier vor Ort gelegt durch gute Kindergärten und Schulen. Wie gesagt ein Beispiel, Sie wissen, was ich meine. Es gibt noch viele mehr, die unsere Arbeit beflügeln sollten.
Nicht zu vergessen sind die Zwänge, die sich durch Entscheidungen im Kreistag, im Landtag, im Bundestag und auch auf europäischer Ebene, also von außen ergeben.
Und dann gibt es noch einen Zwang, der im Auge behalten werden muss, das ist die Dauer der Wahlperiode. Wir entscheiden nicht für die fünf Jahre, für die wir gewählt sind. Unsere Entscheidungen haben Einfluss weit über diesen Zeitraum hinaus. Ein gutes Beispiel ist auch hier – ich will es nochmals wegen seiner Wichtigkeit erwähnen - das Bildungsangebot.
Mit der Vielzahl der aufgezeigten, zum Teil latenten Zwänge möchte ich keine Panik verbreiten, man sollte sie aber im Auge behalten, auch wenn sie von weit her einwirken. Unsere Aufgabe wird es nun sein, nah an den Bürgern zu arbeiten, ihre Sorgen und Wünsche aufzunehmen, abzuwägen und dann richtig zum Wohl aller Bürgerinnen und Bürger in Dormagen zu entscheiden.
Es ist zu erwarten, dass auf Grund vieler Parteien im neuen Rat der Stadt Dormagen ebenso viele Meinungen vorgetragen werden. Lassen Sie uns damit so umgehen, dass keine Verletzungen entstehen. In Abwandlung einer bekannten Aufmunterung empfehle ich daran zu denken „auch andere Parteien haben ‚hübsche‘ Vorschläge“!
Lassen Sie uns nun an die Arbeit gehen und das Beste für Dormagen und seine Bürgerinnen und Bürger daraus machen.
Glück auf!