© Suling & Zenk GbR / Erstellt am 20.04.2024 - 09:02 Uhr

DORMAGO

Schreiber entwickelte eigenen Stil in Dormagen

13.05.2019 / 12:57 Uhr — Dormago

Dormagen. 24 Jahre lang von 1954 bis zu seinem Tod 1978 lebte Otto Andreas Schreiber in Dormagen. "Hier fand er in der Landschaft und in der ländlichen Lebenssituation seine Inspiration", erinnerte Bürgermeister Erik Lierenfeld anlässlich der Eröffnung der Ausstellung mit 70 Werken an den Künstler, der 1907 im damaligen Westpreußen geboren wurde. Dr. Konrad Donhuijsen nannte Schreiber "den bedeutendsten überregional bekannten Maler Dormagens." Donhuijsen hat eine besondere Beziehung zu Schreiber und zu Dormagen: Sein Vater - "ne kölsche Jong mit holländischen Wurzeln" - hatte nämlich eine Jugendfreundin namens Katharina Wergen, der Schwester des späteren Raphaelshaus-Leiters Hubert Wergen. Der animierte Schreiber zum Umzug nach Dormagen, "sicher auch, um ihn für die kulturelle Bildung seiner Schützlinge zu gewinnen."

Mit dem Erbe einiger Schreiber-Bilder im Jahr 2009 wurde Donhuijsen neugierig und verfasste zusammen mit seiner Frau das im Wienand Verlag erschienene Buch "Otto Andreas Schreiber - Ein Malerleben". Es enthält auch Donhuijsens Beitrag "Dunkle Jahre. Hitlers nützlicher Idiot?" Nach wie vor umstritten ist Schreibers Rolle zu Zeiten des Nationalsozialismus - seine Mitgliedschaft in der NSDAP hat der Künstler nie geleugnet. Lierenfeld: "Sein künstlerisches Schaffen ist unzweifelhaft und für Dormagen von großem Wert. Ich überlasse den Fachleuten die Beurteilung der politischen Person Otto Andreas Schreiber."

Schreiber malte vor allem Landschaften, "deren regionale Eigenarten er in abstrahierenden Formen festhielt", erläuterte Donhuijsen. "Durchzogen sind seine Bilder oft von Wegen und Straßen, häufig menschenleer, immer aber gewunden, gekrümmt, nie in gradem Verlauf." Das erinnere an seinen kurvenreichen Lebensweg. "Erst in Dormagen konnte er seinen eigenen Stil entwickeln, der sich zunächst noch an Cezanne, Munch oder seinem Lehrer Otto Mueller orientiert hatte." Die Welt der Farben - vom zarten Aquarell bis zum krassen Acrylbild - bleibe gezügelt und beherrscht und "wird geordnet durch ein für Schreiber typisches Wechselspiel von vertikalen und horizontalen Linien. Diese konstruktiven Elemente bringen Ordnung und Stabilität in die expressive Farbigkeit, die mit den Jahren immer mehr in den Vordergrund trat."

Schreibers Fenster für die Aula des Städtischen Gymnasiums in Dormagen "reflektieren das tragende Ziel dieser Schulform in den 60er Jahren. Es ging in erster Linie um die Vermittlung von humanistischer Bildung, weniger um Wissen, Daten und Fakten", so Donhuijsen. "Mein Vater war sehr stolz über den Auftrag der Stadt", betonte Dr. Mathias Schreiber (76). "Es war flächenmäßig die größte Herausforderung für ihn." Bis er starten konnte, musste allerdings nach "einem frechen Brief des Architekten Rompelberg" der Streit geschlichtet werden. Der Architekt wollte statt Glasfenstern zunächst nur ein Farbband berücksichtigen.

Joachim Fischer vom Geschichtsverein zeigte den Weg auf von der Rettung der verbliebenen Glasfenster bis zur Planung der künftigen Unterbringung und der Ausstellung, die er zusammen mit Dieter Frankenstein und Helmut Garritzmann organisierte. Bei der Suche nach Ausstellungswerken stieß das Trio auf breite Unterstützung in Dormagen: "Uns wurden 100 Bilder angeboten." Neben einem Handout gibt es auch einen kostengünstigen Katalog (6 Euro) zur Ausstellung.

 

Fotoquelle: Dormago / duz

Pressefotos
Gespräche bei der Vernissage, von links: Dieter Frankenstein, Dr. Mathias Schreiber, Joachim Fischer, Dr. Konrad Donhuijsen, Erik Lierenfeld und Helmut Garritzmann
Gespräche bei der Vernissage, von links: Dieter Frankenstein, Dr. Mathias Schreiber, Joachim Fischer, Dr. Konrad Donhuijsen, Erik Lierenfeld und Helmut Garritzmann