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DORMAGO

Quilt-Triennale: Auch der Brexit ist ein Thema

19.01.2019 / 0:05 Uhr — Dormago

Zons. Alle drei Jahre dürfen die Besucher des Zonser Kreismuseums sich auf die Ergebnisse eines internationalen Wettbewerbs freuen: Das Textilmuseum Max Berk ruft regelmäßig die Quilt-Triennale aus. Zu sehen sind die von einer namhaften Jury ausgewählten Zierdecken zunächst im Kurpfälzischen Museum Heidelberg, dann in Zons und anschließend in London sowie St. Gallen. Diesmal gab es 161 Einsendungen, von denen 41 Arbeiten aus 11 Ländern für die Ausstellung ausgewählt wurden. Ohne zu viel zu verraten: Die 7. Quilt-Triennale 2018 ist bunt, aktuell und greift unterschiedliche gesellschaftspolitische Themen auf, so auch den Brexit, Flucht, Vertreibung oder Krieg. Persönliche Erfahrungen werden ebenso wie künstlerische Prozesse auf Stoff umgesetzt und bieten ein breites inhaltliches Spektrum. Auch die verschiedenen Techniken geben einen spannenden Einblick in die derzeitige europäische Quiltszene. Interessant: Organza, also das sehr transparente und schillernde Gewebe, wird diesmal von vielen Künstlerinnen verwendet.

Gerade mal 17 Jahre alt ist die für ihren Quilt "Albtraum" mit dem Preis für Nachwuchsquilterinnen unter 40 Jahren ausgezeichnete Malou Cecille van Draanen Glismann. Die Jury war beeindruckt vom Umweltbewusstsein der jungen Deutschen, die mit ihrer Arbeit ein überzeugendes Statement zur Zukunft vorgelegt habe. Die künstlerische Intention wird unterstützt durch exzellente selbstgefärbte Stoffe sowie durch Design und Ausführung. Urte Hanke (Deutschland) erhielt zum zweiten Mal in Folge den Preis für Innovationen im großen Format für ihre Arbeit "Linear". Die Begründung der Jury: "Sie wurde ausgezeichnet für ihre beständige Hingabe an das Quilten, während sie neue Wege entwicklet, um die Grenzen des Quilts zu einem dynamischen Format hin zu durchbrechen." Mit Judith Mundwiler aus der Schweiz gewinnt eine der innovativsten und experimentierfreudigsten Künstlerinnen den diesjährigen Doris Winter-Gedächtnispreis mit dem Quilt "Netzwerk im Fluss der Zeit". Sie verwendete eine Vielzahl familiärer Zeugnisse, um ihre ganz persöniche Geschichte zu erzählen.

Die Ausstellung ist bis zum 24. März im Kreismuseum Zons, Schloßstraße 1, zu sehen. Es gibt einen informativen Katalog und ein umfangreiches Rahmenprogramm.

Fotos
1 Museumsleiterin Karina Hahn und Kollegin Verena Rangol (links) bei der Vorstellung der Ausstellung neben den Exponaten "Topogravity" (rechts) von Jutta Kohlbeck (D) und "Wunderbare Bemerkung, Kunststoffkreis Nr. 9" von Rita Merten (CH).

2 "Zerstückelung und Hoffnung" - Der Wunsch der Britin Jennifer Hollingdale, einen verschlissenen und beschädigten Quilt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts zu restaurieren, verbindet sich mit der Traurigkeit über den Rückzug Großbritanniens aus Europa. Oder gibt es noch Hoffnung?

3 "Stadtkäfer" von Barbara Lange (D): Insekten gehören zu den ältesten und erfolgreichsten Bewohnern der Erde. Wir sind auf sie angewiesen und dennoch bekämpfen wir sie mit Unmengen an Pestiziden. Als Meister der Evolution werden sie sich vielfach verändern - aber mit unserem rasenden Tempo können sie nicht mithalten.

4 "Jeder Mensch braucht sein Geheimnis" von Regina Birk (D): Der Quilt symbolisiert Fluch und Segen des Internets und die Gefahr, die sich im Umgang mit den persönlichen Daten ergeben.

5 "Kopenhagens Straßenleben": Die Arbeit von Rosie James (GB) basiert auf einem Urlaubsfoto, das sie an einem Regentag in Kopenhagne aufgenommen hat. Sie wollte die Alltäglichkeit der Szenerie festhalten. In Freihandstickerei zeichnet sie die Figuren, die sie dann in den Hintergrund - die Straßenszene - einarbeitet.

 

Fotoquelle: Dormago / duz

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