© Suling & Zenk GbR / Erstellt am 16.04.2024 - 11:41 Uhr

DORMAGO

Gefährdeter Aktenbestand wird entsäuert

09.09.2018 / 11:14 Uhr — RKN / bs

Rhein-Kreis Neuss. Im Archiv im Rhein-Kreis Neuss wird jetzt ein zentraler Aktenbestand entsäuert und damit für die Nachwelt langfristig gesichert. Das Problem, das dahinter steckt, kennt jeder, der alte Familiendokumente aufbewahrt: Das Papier, oft schon bräunlich verfärbt und dünn geworden, zerbröselt bei der ersten Berührung unter den Fingern. Ursache dafür ist der „Saure Papierzerfall“, der auch das Gros der in öffentlichen Archiven und Bibliotheken lagernden Überlieferung gefährdet. Die meisten industriell gefertigten Papiere, die zwischen 1850 und 1980 hergestellt wurden, enthalten nämlich ligninhaltige Fasern („Holzschliff“) und saure Substanzen, die bei der Leimung zum Einsatz kamen. Infolge dieser Substanzen verliert das Papier mit der Zeit an Stabilität, bis es schließlich nicht mehr benutzt werden kann.

Um diesem Prozess entgegenzuwirken, wurden in der Vergangenheit verschiedene Verfahren zur (Massen-) Entsäuerung von Archiv- und Bibliotheksgut entwickelt. Durch eine entsprechende Spezialbehandlung steigt der pH-Wert des Papiers wieder an, und der Alterungsprozess wird erheblich verlangsamt. Für die nichtstaatlichen Archive in Nordrhein-Westfalen werden Entsäuerungsmaßnahmen seit einigen Jahren mit Mitteln der Landesinitiative „Substanzerhalt“ (LISE) gefördert. LISE stellt eine partnerschaftliche Initiative des Landes Nordrhein-Westfalen und der beiden Landschaftsverbände dar.

Das Archiv im Rhein-Kreis Neuss hat sich um eine Förderung bemüht und den Bewilligungsbescheid erhalten. Mit den genehmigten Fördermitteln des Landschaftsverbands Rheinland und Eigenmitteln ist es nun möglich, den zentralen Aktenbestand „RKN 01 Kreis Grevenbroich-Neuss und Rechtsvorgänger (bis 1946)“ entsäuern zu lassen. Der Bestand enthält im Kern die Überlieferung des im Zug der kommunalen Neugliederung von 1929 gebildeten Kreises Grevenbroich-Neuss bis zu seiner Umbenennung in „Landkreis Grevenbroich“ im April 1946. Er umfasst rund 1200 Akten.

Die Archiv-Mitarbeiter in Zons freuen sich über den Einstieg in die Entsäuerung, der einen wichtigen Baustein im Gesamtkonzept zur dauerhaften Erhaltung der Bestände darstellt. „Das Projekt ergänzt die bereits realisierten umfangreichen Maßnahmen der Bestandserhaltung in unserem Haus, die wir seit einigen Jahren vorantreiben, namentlich die konservatorischen Arbeiten sowie die Schutzdigitalisierung von Archivgut“, sagt Archivleiter Dr. Stephen Schröder.

Für die Nutzer werden die Akten für einige Monate nicht zur Verfügung stehen, da diese bereits zur Bearbeitung abgeholt worden sind. Nach ihrer Rückkehr können sich dann aber alle interessierten Bürgerinnen und Bürger über historische Dokumente zur Kreisgeschichte freuen, deren „Lebensdauer“ dank der Entsäuerung erkennbar gesteigert wurde.

 

Fotoquelle: Rhein-Kreis Neuss

Pressefotos
Dr. Stephen Schröder packte selbst mit an, um den zentralen Aktenbestand zur Entsäuerung zu transportieren
Dr. Stephen Schröder packte selbst mit an, um den zentralen Aktenbestand zur Entsäuerung zu transportieren