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DORMAGO

Unser kleines Woodstock am Silbersee

11.08.2017 / 16:50 Uhr — Klaus Beyen

Dormagen. Sommer 1980 - Eine Gruppe Jugendlicher aus Dormagen will auch in diesem Jahr die Reihe der UMSONST & DRAUSSEN-Konzerte in Dormagen fortsetzen, etwas grösser, mehr Bands, mehr Publikum. In den Vorjahren hatten unter anderem Purzel Beck und Egbert Meyer mit den Veranstaltungen schon tolle Vorarbeit geleistet. Die AWO Zons unterstützte die Jugendlichen bei den unzähligen Expeditionen im behördlichen Dschungel. In 14 Tagen treffen sich etliche der damaligen Aktiven und werden in Erinnerungen schwelgen. Klaus Beyen hat das Revival organisiert und als einer, der seinerzeit federführend dabei war, den nachfolgenden Text geschrieben.

Nach einem Vorbereitungswochenende im Bergischen Land stand für uns damals fest: Da kommt ne Menge Arbeit auf uns zu, aber wir ziehen das durch. Beschaffen mussten wir alles, von interessanten Bands, der Bühne über Musikanlage bis zur Wasserversorgung und zum Toilettenwagen. Das Jugendamt des Kreises hatte uns eine Reihe von Auflagen erteilt, die zu erfüllen waren. Dormagen bekam sein eigenes Jugendamt erst einige Jahre später.

Auf einmal merkten wir, wie gut doch unsere vielfältigen Beziehungen waren. Ein Mitarbeiter der damaligen Firma Thyssen-Gerüstbau in St. Peter fertigte eine Zeichnung für die Bühne, die sollte ja schon groß werden. Und so bekamen wir dann eine 120 Quadratmeter und 14 Meter hohe Bühne angeliefert. Sie wurde unter Anleitung von uns selbst aufgebaut und später wieder abgebaut. Vorher mussten wir die Bands aussuchen und eine Auswahl treffen, den Sound auf eingesendeten Musik-Kassetten selektieren und natürlich auch ein Programmheft erstellen. Sogar ein Herr Niedecken aus Köln bewarb sich mit einer Gruppe namens BAP, die hörten sich gar nicht so schlecht an und sie durften dann spielen. 12 Bands aus der gesamten Republik waren an diesem Wochenende vertreten. Aber auch die Werbung war wichtig, so zogen wir nachts mit verschiedenen Teams los und plakatierten nächtelang in den umliegenden Städten durch. Danach ging es ohne Schlaf in die Schule.

Der Platz wurde vorbereitet, der Toilettenwagen bekam eine große Abwassergrube, ausgehoben mit Schüppe und Spaten. Das Festival rückte näher und näher und wir konnten endlich die ersten Hinweisschilder aufhängen. Als es soweit war füllte sich langsam der Platz mit Teilnehmern, angereist nicht nur mit dem Auto sondern auch auf Mopeds, Pferden oder mit dem Traktor. Leider war dieser Sommer wettertechnisch mit dem aktuellen vergleichbar - was aber nicht die Stimmung vermieste. Merkwürdigerweise hatte auch die Polizei besonderes Interesse an unseren Besuchern. Manche durften sich mehrfach einer Kontrolle unterziehen...

Die erste Band begann ihren Auftritt und wir waren froh, dass es endlich losging. Alle Musiker traten kostenlos auf und erhielten lediglich einen Fahrtkostenzuschuss. Die Helfer waren immer im Einsatz und so wurde dieses Festival die größte „Non-Profit-Veranstaltung“ seiner Art im Köln/Düsseldorfer Raum. Drei Tage wurde hier friedlich gefeiert, bei Live-Musik der verschiedensten Richtungen. Das war unser kleines Woodstock am Silbersee.
Unsere Mühen und die viele Arbeit hatten sich gelohnt. Mein Respekt an die Mannschaft. Während des Festivals wurde auch von Charles Ruhland ein Film gedreht, natürlich in der damaligen Super 8-Qualität. Und die Feuerwehr Dormagen ermöglichte dank ihrer Drehleiter auch Aufnahmen aus der Vogelperspektive.

Für die Helfer und Freunde des Silbersee-Festivals wird es am Wochenende 25.-27. August eine „Silbersee-Festival-Come-together-Party“ im sauerländischen Meschede geben. Der Film wird vielen erstmalig gezeigt. Dormago präsentiert schon mal eine kurze Zusammenfassung. Und: Wer noch Fotos oder sogar weitere Filme vom Festival hat, einfach an Dormago schicken. Pressefotos