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DORMAGO

IG BAU kritisiert Arbeitsmarkt-Schieflage

08.08.2017 / 14:37 Uhr — IG Bau / bs

Rhein-Kreis Neuss. Immer mehr unsichere Jobs: Rund 62.100 Menschen im Rhein-Kreis Neuss arbeiten in Teilzeit, Leiharbeit oder haben einen Minijob als alleiniges Einkommen. Damit ist der Anteil der so genannten atypischen Beschäftigung an allen Arbeitsverhältnissen im vergangenen Jahr auf einen Rekordwert von 37 Prozent gestiegen. Das kritisiert die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU). Die Gewerkschaft beruft sich hierbei auf eine aktuelle Studie der Hans-Böckler-Stiftung, die die Entwicklung am Arbeitsmarkt im Rhein-Kreis Neuss seit dem Jahr 2003 untersucht hat. Damals lag die Quote atypischer Jobs noch bei 29 Prozent.

IG BAU-Bezirkschefin Doris Jetten spricht von einem „Alarmsignal an die Politik“: „Es kann nicht sein, dass wir einerseits einen wirtschaftlichen Aufschwung erleben, aber andererseits so viele Menschen in prekären Verhältnissen arbeiten“, sagt Jetten. Hier sei „grundsätzlich etwas in Schieflage geraten“. Der unbefristete Vollzeit-Job müsse dringend wieder zum Normalfall werden, fordert die IG BAU Düsseldorf.

Nach Angaben der Böckler-Stiftung hat im Rhein-Kreis Neuss besonders die Teilzeit-Beschäftigung drastisch zugenommen: Arbeiteten 2003 noch etwa 17.400 Erwerbstätige in Teilzeit, waren es 2016 bereits rund 33.700 – ein Anstieg von 94 Prozent. „Gerade für Frauen ist es nach einer Familienpause enorm schwer, wieder voll in den Beruf einzusteigen. Gegen die Teilzeit-Falle brauchen wir endlich ein verbrieftes Rückkehrrecht in Vollzeit“, ist Doris Jetten überzeugt. Ein entsprechender Gesetzentwurf der großen Koalition war in diesem Frühjahr am Widerstand der Union gescheitert.

Auch bei Minijobs gibt es der Studie zufolge keine Entwarnung: Rund 25.600 Menschen im Rhein-Kreis Neuss waren 2016 ausschließlich geringfügig beschäftigt (2003: 23.500). In der Gebäudereinigung machten Minijobs mittlerweile die Hälfte aller Arbeitsplätze aus, berichtet Gewerkschafterin Jetten. Auch hier seien es insbesondere Frauen, die nach einem Jobverlust oder einer Trennung oft schnell in Hartz IV abrutschten. Pressefotos