© Suling & Zenk GbR / Erstellt am 17.04.2025 - 17:50 Uhr
30.03.2007 / 10:30 Uhr — bs
Ca. 20 Dormagener/innen, u. a. Vertreter/innen verschiedener Parteien, Vereine und Initiativen hatten die Einladung von Erik Lierenfeld (Foto) angenommen und waren am Abend des 29. März ins alte Rathaus gekommen, um gemeinsam zu überlegen, ob und wie man dem Thema „Gewalt in Dormagen“ begegnen kann. Sie, die Privatpersonen und auch die Teilnehmer/innen, die beruflich mit Gewalt zu tun haben wie zum Beispiel Anke Ritter-Pakulat vom Kinder- und Jugendzentrum Dreizack an der Gesamtschule , Roland Hoffmann, Sozialarbeiter im Stadtteilprojekt „Aktiv für Hackenbroich“ oder der Polizeihauptkommissar Horst Rose erhielten die Gelegenheit, ihre Meinungen und Vorschläge zu unterbreiten.
Auch wenn laut Statistik die Gewalt in Dormagen nicht signifikant angestiegen ist, wie der Kinder- und Jugendbeauftragte der Stadt Dormagen Klaus Güdelhöfer zu bedenken gab , bestätigten doch fast alle Teilnehmer, dass es unter den Einwohnern inzwischen starke Unsicherheiten gibt. „Emotionen sind auch Fakten“ zitierte der Pressesprecher der Stadt Dormagen Harald Schlimgen und bestätigte damit, dass die Objektivität anhand von Statistiken an dieser Stelle nicht unbedingt weiterhilft.
Nicht nur Jugendliche glauben, dass die Dormagener Polizei nicht ausreichend in der Lage ist, sie zu schützen und der Gewalt Grenzen zu setzen. Immer öfter wird deshalb darüber nachgedacht, sich selbst zur Wehr zu setzen. „Das kann im Einzelfall soweit gehen, das man sich erst mit seinen Freunden gegen Angreifer stark macht, bevor man zur Polizei geht“, so ein Diskussionsteilnehmer. Das dies der falsche Weg ist, darüber waren sich alle Anwesenden einig. „Die Tatsache aber, dass darüber nachgedacht wird, zeigt doch ganz deutlich, dass hier etwas im Argen liegt“, so Andreas Suling, Kinder- und Jugendtrainer beim AC Ückerath. Auch das junge Paar, das vor kurzem in der Innenstadt von einer Gruppe Jugendlicher überfallen und brutal zusammengeschlagen wurden, bestätigte, das ihre Peiniger - wenngleich bekannt - immer noch auf freiem Fuß seien. Auch wenn sie nach Gesprächen mit der Polizei verstünden, dass diese keine andere Möglichkeit habe, sei das absolut frustrierend.
Ebenfalls macht verbale Gewalt immer mehr Angst und führt zu anhaltenden Unsicherheiten. Das diese auch an den Schulen immer größer wird, bestätigte u. a. der ehemalige Schulsprecher der Bertha-von-Suttner Gesamtschule Martin Voigt. Auch gegen diese Form von Gewalt müssen Zeichen gesetzt werden.
Als oft nicht ausreichend in dem Punkt „Gewalt“ wird der Einsatz und die Zusammenarbeit mit den Schulen betrachtet, wenngleich z. B. Streitschlichterprojekte sehr positiv herausragen. Mehmet Güneysu vom Integrationsrat bemängelt, dass entsprechende Initiativen und Angebote für eine Zusammenarbeit dort nicht aufgegriffen würden. Die Mitglieder des Integrationsrates aber haben einen anderen Zugang zu Migranten und könnten gemeinsam mit den Schulen effektiver arbeiten.
Dass nicht nur Dormagen ein angst- und gewaltfreier Raum werden soll, ist das Ziel, das über allem anderen steht. Der Begriff „Zivilcourage“ taucht in diesem Zusammenhang immer wieder auf. „Zivilcourage kann aber nur aus einem Gefühl der Sicherheit entstehen“, war man sich einig. Folglich müsse auch hier angesetzt werden. Angebote zu Themen „Wie gehe ich mit Gewalt um“, „Wie verhalte ich mich in Gewaltsituationen“ oder einfach nur „Zivilcourage im Alltag“ sollen stattfinden. Insbesondere im Jugendbereich müsse eine kritische Auseinandersetzung mit der täglichen verbalen Gewalt in Sprache, Musik und Medien erfolgen, ohne dass gleich der Ruf nach Zensur und Verboten laut wird.
Weiterhin sollen die Aktionen der verschiedenen Vereine und Institutionen gebündelt und ein Netzwerk geschaffen werden, um gemeinsam so viele Menschen wie möglich zu erreichen. In diesem Zusammenhang berichtete Gaby Merks von der Stadtelternschaft von verschiedenen Informationsreihen u. a. zum Thema „Gewalt an Schulen“, die in Zusammenarbeit mit der Kreispolizeibehörde in nächster Zeit verwirklicht werden.
Abgerundet werden soll das Ganze mit Flyer- und Plakataktionen, Konzerten und Unterschriftaktionen, um auf die Initiative aufmerksam zu machen und um daran zu erinnern, das Resignation keine Lösung ist.
Unter der Leitung von Erik Lierenfeld wird eine Gruppe in nächster Zeit konkrete Vorschläge für Angebote und Aktionen ausarbeiten, die dann in einer gemeinsamen Versammlung besprochen werden sollen. Mit dabei sein werden dann voraussichtlich auch weitere Vertreter von Vereinen und Institutionen, die sich für heute entschuldigen mussten.
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